Ultraschall Med 2004; 25 - P_02_02
DOI: 10.1055/s-2004-834274

Aneurysma der Vena Galeni – Pränatale Ultraschalldiagnostik und fetal outcome – eine Kasuistik

D Grabow 1, K Bartz 1, B Hinken 1, I Kadow 2, G Schwesinger 3
  • 1Universitätsklinik Greifswald, Frauenklinik
  • 2Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde, Greifswald
  • 3Institut für Pathologie

Problemstellung: Das Aneurysma der V. galeni ist eine sehr seltene Fehlbildung, die weniger als 1% der arteriovenösen intrazerebralen Fehlbildungen ausmacht. In der Literatur sind bisher nur wenige Fälle beschrieben worden. Aussagen zum fetalen outcome und zur Prognose sind durch die begrenzten Erfahrungen der möglichen Therapie mittels Embolisation des Aneurysmas eingeschränkt. Die vorliegende Kasuistik soll diese Problematik verdeutlichen.

Methode: Eine 22-jährige Schwangere (II Gravida, 0 Para) wurde in der 34. SSW unter dem Verdacht auf Zyste im Gehirn in die Ultraschallspezialsprechstunde überwiesen. Eine Fehlbildungsfeindiagnostik in der 20–22. SSW war wegen Auslandsaufenthaltes nicht durchgeführt worden. Intrazerebral stellte sich oberhalb des Thalamus ein umschriebenes echoleeres Gebilde dar von 44,7×28,4×39,2mm. Eine Arachnoidalzyste ließ sich mittels Farbdoppler ausschließen, was den Verdacht auf das Vorliegen eines Aneurysma der Vena Galeni erhärtete und sich mittels MRT bestätigen ließ.

Ergebnisse: Nach interdisziplinärem Konsil (Geburtshelfer, Pädiater, Neuroradiologe) und Rücksprache mit einem neuroradiologischen Zentrum in Paris wurde die Schwangerschaft unter engmaschigen Ultraschallkontrollen weitergeführt. Als Entbindungsmodus wurde die spontane Entbindung favorisiert. Nach vorzeitigem Blasensprung in der 37 + 4 SSW kam es nach Geburtseinleitung zur problemlosen Spontangeburt. Die geplante Verlegung des Neugeborenen in die Neonatologie der Kinderklinik erfolgte in zunächst stabilem Zustand. Durch eine zusätzlich bestehende Aortenistmusstenose kam es im Verlauf zur Verschlechterung und zunehmenden Rechtsherzinsuffizienz. Die Eltern lehnten nach ausführlichem Gespräch jegliche weitere Therapie ab und das Kind verstarb am 8. Tag post partum an Rechtsherzversagen.

Schlussfolgerung:

  • Durch eine spezalisierte Ultraschalldiagnostik lässt sich das fetal outcome pränatal nur bedingt einschätzen.

  • Die Prognose ist vom Ausmaß der zerebralen Gefäßmalformation, extrazerebralen Begleitfehlbildungen und der nicht beeinflussbaren kardialen Dekompensation abhängig.

  • Im Vordergrund sollte die interdisziplinäre, ergebnisoffene ausführliche Beratung der Eltern stehen.