Ultraschall Med 2004; 25 - WS_41_08
DOI: 10.1055/s-2004-834239

Hernia inguinalis versus Tumor in rechter Leiste

J Kämmer 1, B Oldenkott 1
  • 1St. Hedwig-Krankenhaus, Berlin

Problemstellung: 65-jähriger Patient wird vom ambulanten Chirurgen zur Herniotomie stationär eingewiesen. Klinisch relatives Wohlbefinden des Patienten, bis auf geringgradige COLD keine Erkrankungen in Eigenanamnese. Dem Aufnahmearzt wirkt der Palpationsbefund in der rechten Leiste suspekt und veranlasst Sonographie.

Methode: B-Bild-Sonographie, THI, Farbduplexsonographie, ultraschallgezielte Biopsie, CT, Lymphadenektomie

Ergebnisse: Sonographisch keine Leistenhernie nachweisbar, sondern echoinhomogener Tumor mit zystischen und verkalkten Arealen. Bei der weiteren abdominellen Sonographie finden sich drei Raumforderungen peripankreatisch/paraaortal mit identischen Echoeigenschaften. Sonst kein pathologischer Befund sonographisch zu erheben.

Primär Punktion des Tumors in rechter Leiste für Zytologie und Histologie, wegen amorphen Materials dann chirurgische Exstirpation mit dem Ergebnis einer „benignen teratoiden Neoplasie“.

Des Weiteren erfolgt die sonographisch gezielte Punktion einer der peripankreatischen Raumforderungen, in der sich ein „nicht differenzierter, teratoider Tumor“ nachweisen lässt.

Danach Tumorresektion mit dem histologischen Ergebnis einer Lymphknotenmetastase eines malignen Keimzelltumors mit embryonaler Karzinomdifferenzierung der Raumforderung am Pankreaskopf. Zusätzlich jetzt noch suspekter Befund im Thorax-CT (Lungenmetastase im Lingulabereich). Einleitung der Chemotherapie nach dem PEB-Protokoll. Ein Befall der Hoden konnte ausgeschlossen werden.

Schlussfolgerung: Eine primär für eine Leistenhernie gehaltene Raumforderung in der rechten Leiste löst nach der Sonographie eine Kaskade von Untersuchungen aus, in deren Ergebnis ein maligner Keimzelltumor nachgewiesen wird. Die zusätzlich durchgeführten CT erbrachten gegenüber der Sonographie im Abdomen keine relevante Befunderweiterung, im Thorax wurde eine Metastase nachgewiesen.