Ultraschall Med 2004; 25 - WS_33_04
DOI: 10.1055/s-2004-834185

Management von spontanen Fehlgeburten im ersten Trimenon Zuwartendes Verhalten versus Abortkürettage Neue Kriterien zur Patientenselektion

M Kargl 1, P Schwärzler 1, J Pereira 1, V Wagner 1, T Lang 1, K Henle 1
  • 1LKH Feldkirch

Problemstellung: Blutungen stellen eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen im ersten Trimenon dar. Sonographisch kann es sich hierbei in etwa 50% der Fälle um eine intakte intrauterine Gravidität handeln. In ca. 20–25% der Fälle hadelt sich es um ein Windei und in weiteren 25–30% um eine sog. ‘Missed abortion’. In 1–3% der Fälle kann eine extrauterine Gravidität vorliegen und in 1–3% eine Blasenmole.

Bis zu 20% aller klinisch registrierten Schwangerschaften enden als spontane Fehlgeburten im ersten Schwangerschaftstrimester, und seit mehr als 50 Jahren ist in den industriellen Ländern die Abortkürettage die Behandlung der Wahl.

Methode: In einer prospektiven Studie haben wir die klinischen, sonographischen und biochemischen Ergebnisse für 108 Schwangerschaften von weniger als 12 Wochen nach entweder abwartenden Vorgehen von maximal 28Tagen (n=85) oder Abortkürettage (n=37) verglichen.

Bei allen Patientinnen waren vaginalsonographisch Zeichen einer avitalen Fruchtanlage (intrauteriner Fruchttod oder Windei) festgestellt worden.

Ergebnisse: In der Gruppe mit dem abwartenden Vorgehen zeigte sich nach 7 Tagen 54%, nach 14 Tagen 74%, nach 21 Tagen 81% und nach 28 Tagen 84% aller Patientinnen ein leeres Uteruscavum und ein Serum ß-HCG Spiegel <20IU als Zeichen einer kompletten spontanen Fehlgeburt. Farbdopplersonographische Messungen zeigten darüber hinaus, dass bei 37 von 46 Patientinnen (=80%) mit nachweisbar pulsatilem Blutfluss in der Plazenta, eine spontane, komplette Fehlgeburt innerhalb von 7 Tagen auftrat.

Bei 9 Patientinnen (=12%) in der Gruppe mit abwartendem Vorgehen traten Komplikationen auf, bei der Gruppe mit Abortkürettage waren bei 4 Patientinnen (=12%) Komplikationen zu verzeichnen. Die Anzahl der Tage mit vaginaler Blutung war in der Gruppe mit abwartendem Vorgehen im Mittel um 2,3Tage verlängert (p<0,02). Im Hinblick auf die Anzahl der Tage mit Schmerzen, den Hb-Abfall sowie der Dauer der Rekonvaleszenz war kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen zu verzeichnen.

Schlussfolgerung: Ein Abwartendes Vorgehen bei spontanen Fehlgeburten birgt kein erhöhtes Risiko gegenüber der Abortkürettage, und ist deshalb eine therapeutische Alternative zur Behandlung von Schwangerschaftskomplikationen im ersten Trimenon.