Ultraschall Med 2004; 25 - WS_28_04
DOI: 10.1055/s-2004-834163

Populationsbasierte Studie zu Prädispositionsfaktoren und Häufigkeit der Hüftgelenksdysplasie: Ist eine vorzeitige Untersuchung zum Zeitpunkt der U2 indiziert?

A Partenheimer 1, M Scheler-Hofmann 2, R Kühl 2, A Ebner 2, RD Stenger 2, C Fusch 2, JP Haas 2
  • 1Uniklinik Greifswald, Neonatologie
  • 2Uniklinik Greifswald

Problemstellung: Bestehen Korrelationen zwischen dem sonographischen Hüftbefund zum Zeitpunkt der U2, familiärer Vorbelastung, Geschlecht und dem Lagetyp bei Geburt?

Methode: Eingeschlossen wurden 1363 Kinder. Davon erhielten 1043 Reifgeborene und 33 Frühgeborene zwischen Mai 2002 und März 2004 im Rahmen der Surveillance of Neonates in Pommerania (SNiP)-Studie einen Hüftgelenksultraschall zum Zeitpunkt der U2 bzw. bei Frühgeborenen im korrigierten Alter von 4–5 Tagen. Das Gestationsalter der Kinder bei Geburt lag zwischen 24. und 43. Woche (mittleres Alter 39 SSW). Die sonografische Einteilung der Befunde erfolgte nach Graf.

Ergebnisse: In 4,9% der Fälle konnte ein therapiebedürftiger Befund nachgewiesen werden (ab Typ IIc und höher nach Graf). Bei 3,3% der Kinder fand sich ein einseitiger bei 1,7% ein beidseitiger Befund. Die Analyse der Geschlechtsverteilung zeigte ein signifikant gehäuftes Auftreten beim weiblichen Geschlecht (6,5%: 3,4%, p<0,023; Χ2- Test). 2 Frühgeborene (6,1%) hatten eine Hüftgelenksdysplasie; eine im Vergleich zu Reifgeborenen verdoppelte Inzidenz, die allerdings aufgrund der kleinen Fallzahl nicht statistisch analysiert wurde. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in der betroffenen Seite. Aus Beckenendlage entbundene Kinder zeigten mit 3,8% eine nicht signifikante Häufung gegenüber aus Schädellagen (3,2%) entbundenen Kindern. Bei der familiären Belastung scheint eine Häufung bei Prädisposition mütterlicherseits (3,7%) im Vergleich zu 1,2% väterlicherseits und 2,4% bei betroffenen Geschwistern vorzuliegen.

Schlussfolgerung: Therapiebedürftige Hüftgelenksdysplasien weisen eine statistisch signifikante Häufung beim weiblichen Geschlecht auf. Der frühzeitige Nachweis bei einer Häufigkeit von 4,9% ermöglicht einen früheren Therapiebeginn als eine Befundung erst bei der U3, was möglicherweise die Therapiedauer verkürzen könnte. Die Risikofaktoren: Geschlecht, familiäre Belastung, Frühgeburtlichkeit und Entbindung aus Beckenendlage indizieren unserer Meinung nach eine Hüftsonographie bereits bei der U2. Weitere Untersuchungen auf Basis größerer Fallzahlen sind erforderlich.

Diese Studie wird vom BMBF (NBL3, Referenznr. 01 ZZ 0130) gefördert.