Ultraschall Med 2004; 25 - WS_28_02
DOI: 10.1055/s-2004-834161

Interdisziplinäre Betreuung von Feten und Neugeborenen mit angeborenen Herzfehlern

G Bender 1, R Motz 2
  • 1Oldenburg
  • 2Elisabeth-Kinderklinik Klinikum Oldenburg

Problemstellung: Fetale Herzfehler stellen die häufigste angeborene Fehlbildung dar. Durch sorgfältige Differentialdiagnostik und darauf aufbauender interdisziplinärer Betreuung lässt sich die Prognose meist bereits pränatal zuverlässig abschätzen und durch darauf abgestimmtes peri- und postnatales Management die Chancen herzkranker Kinder verbessern

Methode: Vom 01.11.2002 bis zum 31.05.2004 wurden an der Abteilung für Ultraschalldiagnostik und vorgeburtliche Therapie der Oldenburger Frauenklinik, Klinikum Oldenburg, 1422 fetale Echokardiographien durchgeführt. Zwischen 13+5 SSW und 37+3 SSW wurden 36 fetale Herzfehler diagnostiziert, darunter 28 einfache (AVSD, Fallot, unkritische Gefäß- und Klappenstenosen, Aortenbogenanomalien) und 8 komplexe Vitien. Nicht berücksichtigt wurden funktionelle Störungen wie z.B. Arrhythmien. In 17 Fällen lagen weitere, teilweise die Prognose entscheidende Fehlbildungen vor, in 10 Fällen bestand eine Aneuploidie.

Ergebnisse: In 10 Fällen wurde die Schwangerschaft aufgrund von Aneuploidien oder schweren Begleitfehlbildungen beendet, in 5 entsprechenden Fällen bei fortgeschrittenem Gestationalter und anzunehmender infauster Prognose auf weitere Maßnahmen verzichtet. In 17 Fällen wurden die Feten in gleicher Sitzung oder zu einem späteren Termin von einem Kinderkardiologen mituntersucht und gemeinsam das weitere prä- und postnatale Vorgehen geplant. In 9 Fällen wurde wurde eine postnatale kinderkardiologische Kontrolle für ausreichend erachtet (Gruppe A), in 8 Fällen erschien bald postnatal operativer Behandlungsbedarf gegeben (Gruppe B) und die Vorstellung zur Entbindung und postnatalen Behandlung in einem Kinderherzzentrum in die Wege geleitet. Postnatal wurden Diagnose und prognostische Einschätzung in allen Fällen bestätigt, wobei 4 Kinder mit einfachem und 2 Kinder mit komplexem Vitium noch nicht geboren sind. Eine Notfallverlegung war in diesem Kollektiv in keinem Falle erforderlich.

Schlussfolgerung: Wie ähnlich bereits in einer früheren Untersuchung mit 48 interdisziplinär betreuten Feten/Neugeborenen mit angeborenem Herzfehler dargestellt, ermöglicht die rechtzeitige differenzierte Diagnosestellung und die darauf ggf. aufbauende adäquate interdisziplinäre Planung des peri- und postnatalen Managements eine Verbesserung der Versorgung herzkranker Neugeborener, gleichzeitig können mütterliche Risiken durch nicht gerechtfertigte geburtshilfliche Maßnahmen vermieden und zusätzliche Kosten, z.B. durch Notfalltransporte, eingespart werden.