Ultraschall Med 2004; 25 - WS_20_02
DOI: 10.1055/s-2004-834118

Farbkodierte Duplexsonographie und D-Dimere in der Diagnose und Differentialdiagnose tiefer Beinvenenthrombosen – Retrospektive Analyse

S Guth 1, KE Hahn 2, T Knolinski 2, H Klose 2, U Mayer 2, R Jung 3, AE Guthoff 2
  • 1Appel
  • 2Zentrum für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Eppendorf
  • 3Klin.-chem. Zentrallabor, Universitätsklinikum Eppendorf

Problemstellung: Eine häufige Notfallfragestellung ist der Verdacht einer tiefen Beinvenenthrombose (TBVT) bei Schmerzen und Schwellung der unteren Extremität. Diagnostische Methode der Wahl ist die farbkodierte Duplexsonographie (FKDS) mit Kompression. Sie lässt meist den sicheren Nachweis oder Ausschluss einer TBVT zu und kann zu einer Reihe von Differentialdiagnosen führen. Als Labortest liefert der D- Dimer-Test hohe Sensitivität (97%) bei leider geringer Spezifität (48–75%) mit hohen falsch positiven Ergebnissen vor allem bei Gravidität, postoperativen oder geriatrischen Patienten. In Vorbereitung eines standardisierten klinischen Vorgehens für ambulante Notfallpatienten arbeiteten wir retrospektiv die Ergebnisse beider Methoden auf.

Methode: Seit 2003 untersuchten wir konsekutiv 247 Patienten aus der medizinischen Notaufnahme mit dem Verdacht auf eine TBVT. Es erfolgte eine farbcodierte Duplexsonographie (Siemens Elegra, ATL HDI 5000, GE Vivid 3, 3,5–7,5MHz- Schallköpfe). Bei uncharakteristischer Symptomatik wurde vorab eine D-Dimer-Bestimmung durchgeführt (Testmethoden: D- Dimer neu seit 3/2003, zuvor DD VIDAS, DD Turbiquent).

Ergebnisse: 96 Pat.(38%) hatten eine duplexsonographisch gesicherte TBVT. D- Dimere wurden in 54% aller Patienten bestimmt, in 75% waren die D- Dimere falsch positiv bzgl. einer TBVT, in 15% (6/40 Pat. mit negativen D- Dimeren) falsch negativ. Nur in 25% der Fälle korrelierte die D- Dimererhöhung mit der Diagnose einer frischen TBVT. Bei 37 Patienten (14%) ohne Beinvenenthrombose konnte sonographisch eine die Beschwerden erklärende Diagnose gestellt werden, wie Hämatome, Erysipele, Phlegmonen, Bakerzysten.

Schlussfolgerung: Bei klinischem Verdacht machen auch negative D- Dimere eine sonographische Befunderhebung nicht unnötig. Die FKDS erlaubt eine schnelle Diagnosestellung und therapeutische Weichenstellung. Entsprechende personelle und gerätetechnische Voraussetzungen müssen einer Notfallambulanz zur Verfügung stehen.