Ultraschall Med 2004; 25 - WS_12_03
DOI: 10.1055/s-2004-834082

Ist die Echokardiographie zur Beurteilung der thorakalen Aorta bei jungen Patienten mit einer bikuspiden Aortenklappe ausreichend? Methodischer Vergleich mit dem MRT

O Tutarel 1, GP Meyer 1, J Lotz 1, W Rafflenbeul 1, M Westhoff-Bleck 1
  • 1Medizinische Hochschule, Hannover

Problemstellung: Die bikuspide Aortenklappe ist der häufigste angeborene Herzfehler. Aneurysmen und Dissektionen der thorakalen Aorta gehören zu den häufigsten Komplikationen dieser Malformität. Zurzeit wird bei diesem Patientenkollektiv routinemäßig eine echokardiographische Kontrolle der Weite der Aortenwurzel durchgeführt. Es ist nicht bekannt, ob diese Maßnahme ausreichend ist oder ob ein weiteres bildgebendes Verfahren wie ein MRT notwendig ist.

Methode: Wir untersuchten 47 P (31.9±8.7 Jahre) mittels MRT und Echokardiographie. Echokardiographisch wurde die Weite der Aortenwurzel gemessen, die MRT-Diagnostik umfasste Messungen an 6 Punkten. Eine Aortenklappeninsuffizienz lag bei 76.9%, ein kombiniertes Aortenklappenvitium bei 10.3% und ein Aortenklappenstenose bei 9% vor.

Ergebnisse: Im Gesamtkollektiv betrug die Weite der Aortenwurzel echokardiographisch 36,4±6mm, im MRT betrug die Weite der Aorta in Höhe des Sinus valsalva 36.4±6mm, proximale Aorta ascendes 34.9±7mm, distale Aorta asc. 35.8±8mm., in Höhe des Tr. brachiocephalicus 28.8±7mm. Eine Aortendilatation (±38mm) wurde bei 27 P (56,7%) mittels Echo und MRT, bei 19 P (39.9%) nur im MRT diagnostiziert. Bei diesen P war der Sinus Valsalva im MRT mit 33.5±4.5mm vs. 38.8±5.7mm signifikant schmaler (p<0.002), die gemessenen Werte der Aorta ascendens waren vergleichbar (Ao. asc.41.6±3.8 vs. 41.5±5mm) Echokardiographisch wurde die Aortenwurzel mit 31.9±3.6mm gemessen. Eine entsprechende Konstellation bestand insbesondere bei schwerer Aortenklappeninsuffizienz.

Schlussfolgerung: Bei einer großen Anzahl von jungen Patienten mit einer bikuspiden Aortenklappe finden sich Werte für die Diameter der thorakalen Aorta, die oberhalb des Referenzbereiches liegen. Von diesen wird nur ein geringer Anteil durch eine echokardiographische Untersuchung detektiert. Dies dürfte hauptsächlich darin begründet sein, dass in vielen Fällen ein pathologischer Befund in weiter distal gelegenen Abschnitten der thorakalen Aorta zu finden ist, die mit der Echokardiographie nur schwer oder gar nicht beurteilbar sind. Daher ist bei diesem Patientenkollektiv eine MRT-Untersuchung der thorakalen Aorta zu empfehlen.