Ultraschall Med 2004; 25 - WS_07_04
DOI: 10.1055/s-2004-834051

Dopplersonographische Blutflussmessungen im fetalen arteriellen Gefäßsystem: Macht eine routinemäßige Anwendung der Methode bei Terminüberschreitung Sinn?

A Falkert 1, B Seelbach-Göbel 2, K Dittmann 3, M Büchner 3
  • 1Regensburg
  • 2“Frauenklinik St. Hedwig; Lehrstuhl für Geburtshilfe und Gynäkologie II der Universität Regensburg“
  • 3Frauenklinik St. Hedwig, Lehrstuhl für Geburtshilfe und Gynäkologie II der Universität Regensburg

Problemstellung: Die adäquate Überwachung von Schwangerschaften mit Terminüberschreitung stellt eine wichtige Aufgabe der modernen Geburtsmedizin dar. Veränderte Blutflussparameter im fetalen Gefäßsystem wurden bereits in mehreren Studien als mögliche Frühindikatoren einer beginnenden plazentaren Dysfunktion identifiziert. Inwieweit die Dopplersonographie bei Terminüberschreitung angewendet werden sollte, ist noch immer Gegenstand kontroverser Diskussionen

Methode: 57 unauffällige Einlingsschwangerschaften mit sonographisch gesichertem Entbindungstermin wurden nach Überschreitung des Geburtstermins einer ausführlichen Ultraschalluntersuchung unterzogen. Neben einer biometrischen Verlaufskontrolle erfolgten dopplersonographische Blutflussmessungen der fetalen A. cerebri media, A. umbilicalis und A. renalis. Gleichzeitig wurde die vorhandene Fruchtwassermenge nach der Vier-Quadranten-Methode (Amnion-Fluid-Index) quantifiziert. Die Messungen wurden von insgesamt drei erfahrenen Untersuchern der DEGUM-Stufe I durchgeführt, verwendet wurden die Gerätetypen ATL HDI 3500 bzw. Aloka SSD-1700. Die erhobenen Messwerte wurden retrospektiv mit dem jeweiligen Geburtsmodus, dem Auftreten subpartaler Komplikationen sowie dem kindlichen outcome korreliert.

Ergebnisse: In dem vorliegenden Normalkollektiv zeigten sich keine signifikanten Zusammenhänge zwischen den präpartal erhobenen Dopplerindizes (RI/PI von A. cerebri media, A. umbilicalis und A. renalis) und den Parametern des kindlichen outcome (art. NS-pH, base excess, perinatale Morbidität) sowie möglichen Komplikationen sub partu (Ab-gang von grünem Fruchtwasser, pathologisches CTG). Auch konnte bei allen drei Gefäßen keine Korrelation zu dem zeitgleich gemessenen Amnion-Fluid-Index nachgewiesen werden. Hinsichtlich des Entbindungsmodus (spontan vaginal, vaginal-operativ, Sectio caesarea) ergaben sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede. In keinem der untersuchten Fälle war ein absent-or-reverse-enddiastolic flow nachweisbar, die zum Untersuchungszeitpunkt durchgeführte CTG-Kontrolle (non-stress-test) war bei allen Patientinnen unauffällig.

Schlussfolgerung: Die dargestellte fehlende Korrelation der Indizes RI und PI von A. cerebri media, A. umbilicalis und A. renalis mit der gemessenen Fruchtwassermenge sowie dem geburtshilflichen outcome stellt die Anwendung der Dopplersonographie in der Routineüberwachung von Schwangerschaften mit Terminüberschreitung aus unserer Sicht eindeutig infrage. Eine an mehreren geburtshilflichen Zentren gleichzeitig durchgeführte (prospektive) Datenerhebung könnte dazu beitragen, Standards hinsichtlich der optimalen Überwachung des Feten bei Überschreitung des Geburtstermins festzulegen.