Gesundheitswesen 2004; 66 - 154
DOI: 10.1055/s-2004-833892

Haustiere und deren Einfluss auf allergische Reaktionen bei Kindern

H Pohlabeln 1, S Jacobs 2, H Böhmann 2
  • 1Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen
  • 2Städtische Kliniken – Kinderklinik, Delmenhorst

Hintergrund: Seit einiger Zeit findet eine kontrovers geführte Diskussion hinsichtlich des Einflusses von Haustieren auf die Entstehung allergischer Erkrankungen im Kindesalter statt. Ziel: Mit der hier vorgestellten Längsschnittstudie soll dieser Zusammenhang bei Kindern im Alter von zwei Jahren untersucht werden. Methoden: Kurz nach der Geburt ihrer Kinder wurden 3132 deutsche Mütter u.a. befragt, ob im Haushalt Fell- oder Federtiere gehalten werden. Etwa 2 Jahre nach der Geburt wurden die Mütter abermals kontaktiert und nach Anzeichen allergischer Erkrankungen bei den Kindern befragt. Stratifiziert nach familiärer Vorbelastung wurden mittels logistischer Regression Odds Ratios und 95%-Konfidenzintervalle bestimmt. Ergebnisse: In Familien ohne allergische Vorbelastung war die Prävalenz allergischer Erkrankungen bei 2-jährigen Kindern signifikant erniedrigt, wenn bereits seit Geburt des Kindes ein Hund im Haushalt war: OR=0,52 (95%-KI: 0,33–0,83). In Familien mit Vorbelastung hingegen hatten die Kinder aus Haushalten mit Hund ein erhöhtes Risiko für allergische Erkrankungen OR=1,43 (95%-KI: 0,95–2,15). Vergleichbare Auswertungen für das Halten von Vögeln oder Katzen zeigten keinen Einfluss hinsichtlich des Auftretens von Symptomen allergischer Erkrankungen bei den Kindern. Diskussion: In der hier vorgestellten Studie ergibt sich eine deutliche Interaktion zwischen Hundehaltung und familiärer Vorbelastung. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer stratifizierten Analyse auf den verschiedenen Stufen eines starken Confounders, um so gegebenenfalls Wechselwirkungen aufdecken zu können. Diese Differenzierung ist nicht zuletzt für die Ableitung etwaiger Präventionsempfehlungen wichtig. Schlussfolgerungen: Ein in der Vergangenheit in mehreren Studien beobachteter protektiver Effekt durch Hundehaltung zeigte sich in unserer Studie nur bei Kindern aus Familien ohne Vorbelastung. Für Kinder aus Familien mit Vorbelastung scheint ein Hund im Haushalt eher einen Risikofaktor für das spätere Auftreten allergischer Reaktionen darzustellen.