Gesundheitswesen 2004; 66 - 115
DOI: 10.1055/s-2004-833853

Motive und Gründe für die (Nicht-)Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen vor der Frühberentung

G Langer 1, M Zimmermann 1, J Behrens 1, A Dreyer-Tümmel 1
  • 1Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hintergrund: Ungefähr die Hälfte aller Frühberenteten in Deutschland hat in den fünf Jahren vor der Berentung keine medizinische Rehabilitationsmaßnahme in Anspruch genommen. Die Ermittlung der Motive und Gründe der Nicht-Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen ist daher ein wichtiger Schritt zur Optimierung des Zugangs zur medizinischen Rehabilitation. Ziel: Das Projekt „Frühberentete ohne Reha“ ermittelt unter anderem die Motive und Gründe der Nicht-Inanspruchnahme von Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation, um daraus Risiken, die Frühberentung ohne Rehabilitation fördern, zu identifizieren. Methoden: Eine geschichtete Zufallsauswahl aus den Rentenzugängen des Jahres 2000 der LVA Sachsen-Anhalt, bestehend aus Frühberenteten ohne Rehabilitation (FRO, n>1.000), Frühberenteten mit Rehabilitation (FRR; n>500) sowie Altersberenteten mit Rehabilitation (ARR; n>500), wurde postalisch im Sommer 2003 befragt (n=2.118, Rücklauf 53,9%). Ergebnisse: Den ARR und den FRR wurde häufiger als den FRO von der Familie, vom Hausarzt oder einem anderen Arzt, einem Reha-Berater, der Krankenkasse oder der LVA zu einer medizinischen Reha geraten (p jeweils <0,001). Der Rat zur Beantragung der Frühberentung erfolgte bei den FRR häufiger durch die Familie (22,9% vs. 15,9%; p=0,01), durch die LVA (13,1% vs. 6,1%; p=0,001) oder durch einen anderen Arzt als Haus- oder Betriebsarzt (61,3% vs. 47,2%; p<0,001), wohingegen die FRR seltener eine Frührente ohne die Anregung Dritter beantragten (8,8% vs. 14,6%; p=0,02). Nach dem Antrag auf Frühberentung wurden die FRR wesentlich häufiger von der LVA aufgefordert, an einer medizinischen Reha-Maßnahme teilzunehmen (52,9% vs. 12,8%; p<0,001), der Antrag zunächst abgelehnt (40,4% vs. 21,0%; p<0,001) oder rückwirkend bewilligt (50,5% vs. 42,0%; p=0,02). Diskussion und Schlussfolgerungen: Einige Motive und Gründe der (Nicht-)Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen konnten deutlich identifiziert werden, woraus gezielt Schwerpunkte zur Optimierung des Reha-Zugangs abgeleitet werden können.