Gesundheitswesen 2004; 66 - 104
DOI: 10.1055/s-2004-833842

Bildungsziel Gesundheit

E Horstkotte 1, E Zimmermann 1
  • 1Sozialpädiatrische Abteilung, Kommunale Gesundheitsberichterstattung am Gesundheitsamt Bremen

Hintergrund: 10% der Schüler eines Altersjahrgangs verlassen bundesweit die Schule ohne Schulabschluss und damit ohne Aussicht auf eine Ausbildung. In Bremen können diese Jugendlichen in der Berufseingangsstufe der Berufsschulen einen Schulabschluss nachholen und gleichzeitig eine Berufsausbildung beginnen. Da diese Jugendlichen in der Regel sozial und gesundheitlich stark gefährdet sind, bietet der Schulärztliche Dienst den Schülern eine berufsorientierte Gesundheitsvorsorgeuntersuchung und Beratung an. Ziel: Ziel des Beitrages ist es, anhand ausgewählter Untersuchungsergebnisse zum Gesundheitszustand, zur gesundheitlichen Selbsteinschätzung und Risikoverhalten für diese Gruppe gesundheitspolitische Handlungsbedarfe aufzuzeigen. Methoden: Nahezu alle Schüler der Zielgruppe (Vollerhebung) wurden ärztlich untersucht und schriftlich zur gesundheitlichen Selbsteinschätzung und zu gesundheitsrelevantem Verhalten befragt. Die Ergebnisses können prinzipiell auf alle Jugendlichen ohne Schulabschluss übertragen werden. Ergebnisse: Bei 76% der Jugendlichen fand sich ein medizinisch relevanter Befund. 56% der Jugendlichen mussten zur weiteren Diagnostik/ Therapie weitergeleitet werden, bei 26% wurde eine Einschränkung für die berufliche Tätigkeit festgestellt. Psychosomatische Beschwerden gaben 54% an. Deutsche Jugendliche wiesen durchweg eine höhere Morbidität auf als nicht-deutsche Jugendliche. Geschlechterdifferenzen zu Lasten der weiblichen Jugendlichen fanden sich bei medizinischen Befunden, Tätigkeitseinschränkungen und psychosomatischen Beschwerden. Die Angaben zu gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen deuten auf ein bedenkliches gesundheitliches Risikoverhalten hin. So war jeder zweite Jugendliche sportlich inaktiv, 66% gaben Zigarettenkonsum an, 41% Alkohol- und 9% Drogenkonsum. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Komplexität der gesundheitlichen/ psychosozialen Probleme erfordert eine über den schulischen Rahmen hinausgehende Unterstützung der Jugendlichen. Die Stärkung der persönliche Ressourcen zur Lebensbewältigung dieser Jugendlichen muss von den Akteuren aus Bildung, Soziales und Gesundheit als Querschnittsaufgabe „Gesundheitsbildung“ verstanden werden.