Einleitung: Beim Hirninfarkt wurde die aPTT-wirksame intravenöse Heparin-Therapie aufgrund von
pathophysiologischen Erwägungen in der Vergangenheit trotz fehlendem Effektivitätsnachweis
in klinischen Studien sehr häufig eingesetzt. Nach den Ergebnissen aktueller Studien
ist die Wirksamkeit dieser mit der Gefahr von Blutungskomplikationen einhergehenden
Therapie jedoch auch bei Patienten mit einem Embolierisiko (zum Beispiel bei chronischem
Vorhofflimmern) nicht nachgewiesen.
Methodik: In einer randomisierten Multizenterstudie wurde subkutanes Enoxaparin (1mg/kg Körpergewicht
2x pro Tag) mit einer kontinuierlichen aPTT kontrollierten intravenösen Infusion von
niedermolekularem Heparin bei Patienten mit einem akuten Schlaganfall und Hinweisen
für eine kardiale Emboliequelle oder einer symptomatischen hochgradigen Stenose verglichen.
Ergebnisse: 46 Patienten erhielten Enoxaparin s.c., 44 Patienten erhielten intravenöses Heparin.
Die Zahl der Patienten mit schweren Blutungskomplikationen (8,7% vs. 6,8%), Embolien
(0 vs. 0) und Zahl der Laborwerte im therapeutischen Bereich (44 vs. 45%) waren nicht
signifikant unterschiedlich in beiden Gruppen. Bis zu Tag 8±2 wurden rezidivierende
zerebrale Ischämien bei 5 Patienten der Enoxaparin-Gruppe (10,9%) und einem Patienten
(2,3%) der Standard-Heparin-Gruppe beobachtet (n.s.). Der Barthel-Index in beiden
Gruppen war vergleichbar. Die Zahl der unerwünschten und schwerwiegenden unerwünschten
Ereignisse war in beiden Gruppen vergleichbar. Kein Patient in der Enoxaparingruppe
aber 2 Patienten in der Standard-Heparin-Gruppe (4,5%) verstarben bis zum Tag 8±2.
Ein Follow-up nach 3 Monaten ergab keinen signifikanten Unterschied bezüglich des
klinischen Outcomes. Insgesamt zeigten sich bezüglich der Efficacy und der Safety
Data zwischen beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede.
Diskussion: Die Studien zur Heparinisierung beim akuten Hirninfarkt wurden im Wesentlichen mit
niedermolekularem Heparin durchgeführt. Im klinischen Alltag wird die Heparinisierung
allerdings in der Regel mit unfraktioniertem Standard-Heparin durchgeführt. Unsere
Studie konnte zeigen, dass die höherdosierte Gabe von niedermolekularem Heparin (zum
Beispiel 2 x täglich 1mg/kg Körpergewicht Enoxarin/Tag s.c.) in Bezug auf Wirksamkeit
und Nebenwirkungsrate vergleichbar mit einer aPTT-wirksamen intravenösen Heparin-Therapie
ist.