Spinale AV-Fisteln führen in der Regel zur einem langsam progredienten, selten akut
oder schubförmig aufsteigendem Querschnittsyndrom.
Wir berichten im folgenden über einen 66-jährigen Patienten mit einem Diabetes mellitus,
bei dem sich progredient ein Cauda-equina-Syndrom aufgrund einer ausgedehnten thorakalen
arteriovenösen Durafistel entwickelte.
Seit Januar 2002 kam es intial zu einer Schwäche des rechten Fußes, später zu einer
distal betonten Schwäche beider Beine, zu Potenzstörungen sowie zu belastungsabhängigen
Schmerzen im Bereich der LWS. Klinisch zeigte sich eine distal betonte Paraparese
mit Steppergang beidseits. Der Patellasehnenreflex war rechts negativ, links abgeschwächt,
die Achillessehnenreflexe fehlend. Bei fehlenden Pyramidenbahnzeichen waren bis auf
einen fehlenden Cremasterreflex die Fremdreflexe erhalten. Die Sensibilitätsprüfung
zeigte ein vermindertes Vibrationsempfinden von 0/8 an den Malleoli beidseits. Die
LP zeigte 2/3 Zellen, das Eiweiß war mit 71mg/dl erhöht. Das kortikalen Tibialis-SEP
waren verzögert. Die Elektroneurographie zeigte eine axonale Schädigung, die H-Reflex-Latenzen
waren erhöht, das sensible NAP des N. suralis reduziert. Im EMG ließ sich pathologische
Spontanaktivität in den von L2-S1 versorgten Kennmuskeln beidseits nachweisen. Die
bildgebende Diagnostik (Myelographie, MRT der BWS) zeigte ektatische medulläre Venen
dorsal des Thorakalmarks bis in Höhe des unteren Zervikalmarks als Hinweis auf eine
durale AV-Fistel, zusätzlich T2-gewichtet eine langstreckige Markschädigung ab Höhe
BWK 6. Die spinale Angiographie wies eine spinale AV-Fistel mit Zuflüssen aus der
A. intercostalis 11 und einer frühvenösen Drainage in den Spinalkanal von Th11 nach
kranial bis Höhe HWK 2 nach. Nach Laminektomie in Höhe BWK 11 erfolgte die neurochirurgische
Ausschaltung der AV-Fistel durch Klippung. Postoperativ bildeten sich die belastungsabhängige
Paraparese sowie die lumbalen Schmerzen zurück.
Fazit: Arteriovenöse Missbildungen präsentieren sich klinisch in einer Vielfalt von Formen.
Wie unserer Fall zeigt, sollte auch bei Fehlen zentraler myelopathisch bedingter Symptome,
bei einem progredienten Cauda-equina-Syndrom eine thorakale spinale Diagnostik durchgeführt
werden, um nach einer spinalen Gefäßmalformation zu fahnden.