Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - P29
DOI: 10.1055/s-2004-832558

Vollremission einer Lymphangiosis melanoblastosa des Capillitiums unter intra-arterieller Chemotherapie via Aa. carotis externae mit Caelyx® und Melphalan im Seitenvergleich

B Bonnekoh 1, D Göppner 1, U Wilsch 1, I Franke 1, T Bürger 2, J Ulrich 1, H Gollnick 1
  • 1Klinik für Dermatologie und Venerologie, Magdeburg
  • 2Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie, Otto-von-Guericke Universität, Magdeburg

Wir berichten über eine 80jährige Patientin mit einer ausgedehnten Lymphangiosis melanoblastosa des Capillitiums (Stadium pTxb N0 M0), die erfolgreich mit einer intra-arteriellen Chemotherapie über die Aa. carotis externae mit Caelyx® und Melphalan im Seitenvergleich im Sinne eines individuellen Heilversuchs therapiert wurde. Die Patientin bemerkte erstmals 07/02 anläßlich eines Friseurbesuchs schwarz pigmentierte, parietal li. lokalisierte Hautveränderungen. Diese zeigten zunächst nur eine geringfügige, nach einer Stoßverletzung 03/03 jedoch deutliche flächenhafte Größenprogredienz über das gesamte vordere zwei Drittel der Kopfhaut bis frontal. Vom Einsatz aggressiv operativer Maßnahmen musste aufgrund der erheblichen Ausdehnung des Befundes abgesehen werden. Nach i.a. Implantation entsprechender Portsysteme in die A. carotis externa bds. wurde die Behandlung zunächst in einer Dosierung von 8mg Caelyx® re. und 2,4mg Melphalan li. an zunächst zwei aufeinanderfolgen Tagen in 14tägigen Abständen initialisiert. Bei ausgezeichneter Verträglichkeit konnten nach dem 3. Zyklus die Melphalandosis auf 4,8mg erhöht und beide Chemotherapeutika gleichzeitig verabreicht werden. In mehreren repräsentativen Biopsien, die u.a. nach dem 4. und 8. Zyklus der Chemotherapie entnommen wurden, ließen sich histologisch keine Melanominfiltrate mehr nachweisen. Jedoch zeigte sich eine massive melanophagozytäre Abräumreaktion als Korrelat der klinischen Persistenz der bräunlich-schwärzlichen Hyperpigmentierung. Insgesamt wurden 10 Zyklen verabreicht. Die regelmäßig durchgeführten Staging-Untersuchungen ergaben keinen Anhalt für eine systemische Metastasierung, so dass bis zum heutigen Zeitpunkt, d.h. über einen Zeitraum von 8 Monaten, von einer bislang stabilen Vollremission auszugehen ist. Insgesamt handelt es sich also um eine sehr ungewöhnliche, lokal begrenzte, inoperable Manifestation eines malignen Melanoms, welche durch eine innovative, i.a. regionale Chemotherapie bis dato beherrschbar war. Der Vorteil dieser Methode liegt in ihrer toposelektiven Wirksamkeit, bei hoch-dosierter arterieller Anflutung und relativ geringer systemischer Toxizität.