Melanome des Nagelapparates: Einfluss von Verletzungen des Tumors auf die Prognose

Seit 1983 wurden die Verlaufsdaten von Patienten mit Melanomen des Nagelapparates (NAM) aus dem Krankengut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg prospektiv erfasst, um die Frage des Einflusses von Traumata auf die Entstehung und Prognose von NAM zu klären. Patienten und Methoden: Insgesamt konnten vollständige Datensätze von 33 Patienten (20 weiblich, 13 männlich, medianes Alter 65.0 Jahre) mit einer medianen Tumordicke von 3.7mm ausgewertet werden. Neben „Standard-Prognosefaktoren“ und der prospektive Erfassung aller Therapie- und Verlaufsdaten wurden zum Zeitpunkt der Erstdiagnose retrospektiv Traumata, inadäquate Eingriffe, Spontanblutungen und weiter Besonderheiten erfasst. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug wegen der hohen Mortalität nur 53 Monate. Ergebnisse: Bei 17/33 Patienten lagen zum Zeitpunkt der primären Therapie bereits Metastasen vor, bei weiteren 9 Patienten traten im Beobachtungszeitraum neue Metastasen auf (mittlere rezidivfreie Zeit 29.8±40.9 Monate), 21/33 Patienten verstarben im Beobachtungszeitraum (37.3±26.1 Monate nach Ersttherapie). In einer Cox-Regressionanalyse konnten Traumata des Primärtumors, die mehr als 3 Monate vor einer adäquaten Therapie auftraten (p≤,0.007/p≤,0.018) und die Tumordicke (p≤,0.041/n.s.) als unabhängige Prognoseparameter für Überlebenszeit/rezidivfreie Zeit identifiziert werden. Ein in der Literatur postulierter Einfluss von Traumata auf die primäre Entstehung von NAM konnte hingegen nicht gesichert werden. Schlussfolgerungen: NAM werden meist erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert und weisen eine schlechte Prognose auf. Vorangegangene Verletzungen des Primärtumors scheinen die Prognose dieser seltenen Erkrankung besonders negativ zu beeinflussen.