Klinische Neurophysiologie 2004; 35 - 220
DOI: 10.1055/s-2004-832132

Analyse und klinische Relevanz diskonjugierter Augenbewegungsstörungen

H Rambold 1
  • 1Lübeck

Augenbewegungen werden in konjugierte (beide Augen bewegen sich in gleicher Richtung; z.B. Sakkaden, langsame Augenfolgebewegungen) und diskonjugierte (beide Augen bewegen sich in entgegengesetzter Richtung; Vergenzbewegungen) unterschieden. Während erstere für die Verschiebung des Blickes in einer Raumebene notwendig sind, sind letztere für die Verschiebung des Fixationspunktes in der Tiefe des Raumes unerlässlich. Konjugierte und diskonjugierte Augenbewegungen werden voneinander getrennt und unterschiedlich neuronal kontrolliert. Konjugierte Augenbewegungen finden in der neurologischen-topischen Diagnostik weite Verwendung. Vergenzbewegungen werden hingegen bis jetzt kaum für die topographische Diagnostik genutzt. Traditionell klassifiziert man Störungen des Vergenzsystems aufgrund der Augenfehlstellung bei Nah- und Fernblick, des Konvergenznahpunktes und der Vergenzamplitude, aber nicht durch Messung der dynamischen Parameter (z.B. Latenz, Maximalgeschwindigkeit, Beschleunigung).

Zentrale binokuläre Augenbewegungserkrankungen können durch die Analyse der dynamischen Parameter besser beschrieben und klassifiziert werden. Sie leisten somit einen Beitrag zur Verbesserung der neurologisch-topographische Diagnostik im Hirnstamm. Dies wird beispielhaft an zentralen Vergenzparesen und diskonjugierten Nystagmen zentralen Ursprungs (z.B. Konvergenzretraktions Nystagmus) gezeigt und in ihrer klinische Relevanz gewertet.