Z Gastroenterol 2004; 42 - P373
DOI: 10.1055/s-2004-831827

Wachstumsverhalten von Gallenblasenpolypen–eine sonographische Langzeituntersuchung

W Kratzer 1, A Voegtle 1, K Hirschbuehl 1, H Fensterer 1, C Hartmann 1, A Schmiesing 1, G Adler 2, M Haenle 1
  • 1Universitätsklinik Ulm
  • 2Abt. Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm

Einleitung: Über das Wachstumsverhalten von Gallenblasenpolypen (GP) im Langzeitverlauf liegen wenige Daten vor. Ziel unserer Studie war es, im Rahmen einer sonographischen Langzeitstudie an einem unselektierten Kollektiv Prävalenz und das Wachstumsverhalten zu untersuchen.

Methode: Im Rahmen der Römerstein-Studie wurden 2415 Probanden (1261 Frauen, 1154 Männer) im November 1996 erstmals prospektiv sonographisch untersucht. Alle Probanden erhielten eine Sonographie der Leber und Gallenblase. Als GP wurden nicht mobilisierbare oder gestielte, echoarme Raumforderungen ohne dorsale Schallauslöschung der Gallenblasenwand definiert. Probanden mit Gallenblasenpolypen wurden im Rahmen einer follow-up-Untersuchung im Mai 1999 und im November 2003 nachuntersucht.

Ergebnisse: Bei der Erstuntersuchung 1996 konnten bei 1,4% (n=34) aller Probanden GP nachgewiesen werden (Frauen: 1,1%, medianes Alter 41,5 Jahre, Range 14–74; Männer 1,7%, medianes Alter 39 Jahre, Range 19–63). Die höchste Prävalenz fand sich bei Männern im Alter zwischen 36 und 45 Jahren mit 4,7%. Die mediane Polypengröße betrug bei der Erstuntersuchung 5mm±2,1mm, Range 2–10mm. Bei der Nachuntersuchung 1999 (Teilnehmerquote 91%) größenkonstanter Nachweis der Polypen bei 81%, Polypenverkleinerung bei 5% und bei 14% Nachweis einer Vergrößerung. Bei drei Probanden konnte eine Größenzunahme auf eine Polypengröße von über 10mm nachgewiesen werden. Die daraufhin durchgeführten Cholezystektomien waren histologisch unauffällig. Die mediane Polypengröße betrug 1999, 5mm. Beim Follow-up 2003 (Teilnehmerquote 65% von 1996) lag die mediane Polypengröße bei 4mm±2,3, Range 2–9mm. Gegenüber 1999 konnte bei keinem Polypen eine Größenprogredienz mehr nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Im gesamten Untersuchungszeitraum kam es zu keiner wesentlichen Größenzunahme der GP. Unsere Untersuchung zeigt, dass die überwiegende Mehrzahl der von uns nachgewiesenen GP größenkonstant blieb und lediglich in drei Fälle ein rasches Wachstumsverhalten zeigten. In keinem Fall konnte histologisch ein Malignom nachgewiesen werden. Eine Polypen-Karzinom-Sequenz scheint bei Gallenblasenpolypen nicht zu existieren. Jährliche Kontrolluntersuchungen scheinen ausreichend zu sein.