Z Gastroenterol 2004; 42 - P304
DOI: 10.1055/s-2004-831758

Häufigkeit und klinische Relevanz der Schilddrüsenfunktionsstörung unter antiviraler Therapie der Hepatitis C-Virusinfektion (HCV)

S Nasser 1, M Brzank 1, H Moenig 1, UR Foelsch 1, H Hinrichsen 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, 1. Medizinische Klinik

Hintergrund: Die dauerhafte Virusfreiheit nach Interferon-basierter Therapie der HCV-Virusinfektion konnte zuletzt auf 50% durch Kombination eines pegylierten Interferons mit Ribavirin gesteigert werden. Interferonbedingte Schilddrüsenfunktionsstörungen waren sowohl bei der Behandlung der HCV als auch in der Melanomtherapie aufgefallen. Ziel dieser retrospektiven Analyse ist es, die Häufigkeit der Schilddrüsendysfunktion und die klinische Relevanz unter verschiedenen Therapieregimen zu untersuchen. Methoden: Untersucht wurden die Verläufe von 245 Patienten mit HCV, bei denen die Schilddrüsenfunktion in kontrollierten, prospektiven klinischen HCV-Therapiestudien miterfasst wurde. 6 Therapieregime lagen vor: Interferon (IFN), IFN + Ribavirin (Riba), Consensusinterferon (CIFN), CIFN + Riba, PEG-Interferon (PEG-IFN) und PEG-IFN + Riba. Bei allen Patienten wurden vor, während und nach der Therapie die Schilddrüsenparameter incl. Schilddrüsenautoantikörper erfasst und mit dem virologischen Ansprechen analysiert. Ergebnisse: Insgesamt wurden Schilddrüsendysfunktionen bei 39 von 245 Therapiezyklen (15,9%) beobachtet: 16 prim. Hypothyreosen, 13 Hyperthyreosen und 10 biphasische Verläufe. Schilddrüsendysfunktionen traten am häufigsten unter PEG-IFN + Riba-Therapie auf (26%). Patienten mit Schilddrüsendysfunktion wiesen eine signifikant höhere dauerhafte virologische Ansprechrate auf die antivirale Therapie auf (p<0.05). Die Wahrscheinlichkeit einer Schilddrüsendysfunktion stieg von 20% auf 50% bei prätherapeutisch erhöhten Schilddrüsenautoantikörpern. Nur in 2 von 39 Fällen musste die antivirale Therapie aufgrund der Schilddrüsendysfunktion (i.S. einer klassischen Basedow-Hyperthyreose) abgbrochen werden. In 14 Fällen wurde eine SDhormonsubstitution notwendig. Schlussfolgerung: Die moderne antivirale Therapie der HCV-Infektion mit PEG-IFN und Riba führt bei ca. 25% der Patienten zu einer Schilddrüsendysfunktion. Prätherapeutisch positive Schilddrüsenautoantikörper erhöhen das Risiko einer Schilddrüsendysfunktion. Das virologische Ansprechen ist jedoch bei Patienten mit einer Schilddrüsendysfunktion signifikant erhöht und die Funktionsstörung führt nur selten zum Therapieabbruch. Die Hypothyreose kann dauerhaft bestehen bleiben.