Z Gastroenterol 2004; 42 - P288
DOI: 10.1055/s-2004-831742

Der Genotyp 105VAL/VAL des Glutathion-S-Transferase P1 Gens determiniert die Progression zur Zirrhose bei Patienten mit Hereditärer Hämochromatose

F Stickel 1, CH Österreicher 2, P Ferenci 2, C Datz 3, J Distler 4, F Wrba 2, C Hellerbrand 5, D Schuppan 4
  • 1Medizinische Klinik I mit Poliklinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
  • 2Medizinische Abteilung IV, Allgemeines Krankenhaus Wien, Universität Wien, Österreich
  • 3Krankenhaus Oberndorf, Interne Abteilung, Österreich
  • 4Medizinische Klinik I, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • 5Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I der Universität Regensburg

Hintergrund: Die hereditäre Hämochromatose (HHC) ist eine rezessiv vererbte Eisenspreicherkrankheit mit variablem Phänotyp, bei der Oxidativer Stress eine zentrale pathophysiologische Rolle spielt. Mehrere antioxidative Enzyme wie die Glutathion-S-Transferase P1 (GSTP1) und Mangansuperoxid Dismutase (MnSOD) weisen funktionelle Polymorphismen auf, die die Detoxifizierungskapazität ihrer Genprodukte verändern und dadurch die Progression von Leberschäden bei der HHC modulieren können. Ziel: Klärung der Rolle von Polymorphismen der GSTP1 (Kodon 105, Valin-Isoleucin) und MnSOD (Kodon –9 der Zielsequenz, Alanin-Valin) in der Entstehung der Leberzirrhose bei Patienten mit HHC. Patienten und Methoden: 150 Patienten (114 Männer, 36 Frauen) mit Homozygotie für die Cys282Tyr Mutation wurden leberbiopsiert und hinsichtlich der GSTP1 and MnSOD Polymorphismen mittels Restriktionsfragment-Längenpolymorphismus genotypisiert. Ergebnisse: Die Frequenz der GSTP1 Genotypen Ile/Ile, Ile/Val und Val/Val betrug 66 (44%), 73 (48,7%) beziehungsweise 11 (7,3%). Der Val/Val Genotyp war deutlich häufiger bei Zirrhotikern als bei solchen ohne Zirrhose (15,3% vs. 2%, p=0,011), wärend die Verteilung der MnSOD Genotypen gleichmäßig war. Die Odds Ratio bei Vorliegen des Genotyps GSTP1 Val/Val eine Leberzirrhose zu entwickeln betrug 3,78 (CI 1,15–12,41, p=0,028). Durch binäre logistische Regressionsanalyse wurden der Genotyp GSTP1 Val/Val, Serumferritin, männliches Geschlecht, Alter und der Lebereisenindex als unabhängige Prädiktoren für die Entwicklung einer Leberzirrhose bei HHC identifiziert. Schlussfolgerung: Patienten mit HHC und Homozygotie für die Cys282Tyr Mutation, die einen GSTP1 Val/Val Genotyp aufweisen weisen ein höheres Risiko auf, eine Leberzirrhose zu entwickeln, als Patienten mit einem Nicht-Val/Val-Genotyp. Die erklärt zum Teil die höhe phänotypische Variabilität der HHC.