Z Gastroenterol 2004; 42 - P276
DOI: 10.1055/s-2004-831730

Prävalenz von Malnutrion bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen an einer medizinischen Universitätsklinik

D Rubin 1, C Wielgosch 2, C Löser 3
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, 1. Medizinische Klinik
  • 2Privat
  • 3Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel, Medizinische Klinik

Einleitung: Das Vorliegen einer Mangelernährung erhöht Morbidität, Mortalität und die Komplikationsrate einer Erkrankung. Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) haben ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Malnutrition. Dennoch wurden bisher wenige systematische oder gar prospektive Untersuchungen durchgeführt, die die Prävalenz von Malnutrition in diesem Patientenkollektiv genauer abschätzen lassen.

Methodik: 127 an CED leidende Patienten (85 Patienten mit Morbus Crohn und 42 mit Colitis ulcerosa) wurden konsekutiv und prospektiv hinsichtlich folgender Parameter untersucht: Alter/Geschlecht, Gewichtsveränderungen (retrospektiv 1,3,6 Monate vor Aufnahme), Body Mass Index (BMI), Trizepshautfalte (TSF), Oberarmmuskelfläche (MAMA), Subjective Global Assessment (SGA), Malnutritional Screening Tool (MST), Nutritional Risk Score (NRS). Es wurde ambulant ein 3-tägiges Ernährungsprotokoll geführt und ausgewertet.

Ergebnisse: Die Ergebnisse belegen, dass die Prävalenz für Malnutrition bei Patienten mit CED hoch ist, und in Abhängigkeit vom gewählten Erfassungsparameter zwischen 12,6% und 48% liegt (BMI (<18,5kg/m2): 12,6%, TSF: 20,5%, MAMA: 25,2%, SGA: 44%, MST: 45,7%, NRS: 48%, sign. Gewichtsverlust: 48%). Patienten mit M. Crohn wiesen deutlich häufiger als Patienten mit Colitis ulcerosa eine Malnutrition auf. 75% der Patienten nahm eine geringere Kalorienzufuhr als nach den Empfehlungen der DGE zu sich. Die Korrelation der untersuchten Parameter und Scoresysteme belegt, dass das SGA, der NRS und der MST zwar eng mit anthropometrischen Parametern (TSF, MAMA) korreliert, durch diese Scoresysteme aber eine wesentlich höhere Prävalenz von Malnutrition detektiert wird, da auch Faktoren für eine drohende Malnutrition mit in die Bestimmung eingehen.

Schlussfolgerung: Die Prävalenz einer Malnutrition bei Patienten mit CED ist hoch und liegt je nach gewähltem Parameter zwischen 13–48%, wobei Patienten mit M. Crohn wesentlich häufiger mangelernährt sind. Die Bestimmung von SGA oder NRS sollte routinemäßig zur Erfassung des Ernährungszustandes, neben der Bestimmung des Körpergewichtes/BMI eingesetzt werden, um eine Malnutrition so früh als möglich diagnostizieren und therapieren zu können.