Z Gastroenterol 2004; 42 - P192
DOI: 10.1055/s-2004-831646

Evaluation der histopathologischen Präparataufarbeitung von kolorektalen Operationspräparaten anhand objektivierbarer Parameter

S Jüttner 1, K Kohout 1, HK Koch 1
  • 1Gemeinschaftspraxis für Pathologie, Prof. Dr. H. K. Koch, Frau Dr. U. Hellerich, Dr. Th. Venzke

Hintergrund/Ziele: Die adäquate histopathologische Aufarbeitung von Operationspräparaten kolorektaler Karzinome ist zur Prognoseabschätzung und Therapieplanung entscheidend, wobei der Detektion von Gefäßinvasionen und Lymphknotenmetastasen sowie der Beurteilung der Resektatränder besondere Bedeutung zukommt. Ziel dieser Arbeit war es, retrospektiv die Qualität der histopathologischen Befundung kolorektaler Karzinome anhand objektivierbarer Parameter zu untersuchen.

Methodik: Im Zeitraum von 01/2002 bis 03/2003 wurden in unserem Institut 777 kolorektale Karzinome diagnostiziert, wovon im Rahmen dieser Studie 735 nachverfolgt werden konnten. Diese verteilten sich auf 74 Polypektomiepräparate, 32 Vollwandresektate sowie 322 im eigenen Institut (OP-E) und 263 auswärts histopathologisch begutachtete chirurgische Operationspräparate (OP-A). Bei 44 der 735 Patienten wurde bis Studienende keine lokale Therapie durchgeführt. Als objektivierbare Auswerteparameter dienten die Indikatoren für die Qualität der Diagnostik beim kolorektalen Karzinom nach Hermanek (1).

Ergebnisse und Diskussion: Eine Übersicht der untersuchten Parameter und Ergebnisse ist in Tab. 1 dargestellt.

Parameter

Ref.-Bereich

gesamt

OP-E

OP-A

Anteil von Früh-Ca (pT1) unter allen Tumorentfernungen

5-15 %

16.1 %1

9.3 %

3.9 %

Anteil von Fermetastasierung unter allen diagnostizierten Patienten

Colon-Ca2

20-30 %

15.3 %3

n.b.

n.b.

Rektum-Ca

15-20 %

12.9 %3

n. b.

n. b.

Anteil von Tumorentfernungen unter allen bioptisch gesicherten Karzinomen

85-95 %

92.0 %

n. b.

n. b.

Anteil von R0-Operationen bei Tumorentfernung

75-85 %

68.1 %1

69.9 %

69.5 %

Anteil präoperativer histologischer Tumorbestätigung4

Colon-Ca2

80%

n. b.

69.9 %

n. b.

Rektum-Ca

95%

n. b.

87.3 %

n. b.

Anteil pN1/2 unter allen Tumorentfernungen mit Lymphadenoektomie

40-50 %

49.2 %

50.0 %

48.1 %

Anteil muzinöser AdenoCa unter allen entfernten Ca

Colon-Ca2

15%

11.7 %1

19.1 %

3.4 %

Rektum-Ca

10%

8.7 %1

20.0 %

4.7 %

Anteil von High-grade-Ca (G3/G4) unter allen entfernten Ca

20-25 %

26.6 %1

31.4 %

30.5 %

Häufigkeit von Lymphgefäßinvasionen bei entfernten Ca

45-55 %

36,3 %1

47.8 %

22.7 %

Häufigkeit von Veneninvasionen bei entfernten Ca

30-45 %

15,3%1

24.8 %

8.2 %

Anzahl untersuchter Lymphknoten bei Standardresektion R0 (Median)

20-30

16

17

14

20-30

16

17

14

Standardresektion R0: Anteil der Patienten mit <12 untersuchten Lymphknoten

< 5 %

16.8 %

11.0 %

25.2%

R1-Resektion bei makroskopischem R0-Befund

3-7%

6.4 %5

9.3 %

0.6 %

n. b.: nicht berechnet

1: inkl. Polypektomien, Vollwandresektate

2: inkl. Karzinome des kolorektalen Übergangs

3: inkl. Polypektomien und Vollwandresektate und lokal nicht resezierter Karzinome

4: nur prätherapeutische Diagnosesicherung im eigenen Institut erfasst

5: inkl. Vollwandresektate

Zwischen OP-E und OP-A ergaben sich lt. Fisher's exact test signifikante Unterschiede hinsichtlich des Anteils an Frühkarzinomen und an muzinösen Adenokarzinomen, des Nachweises von Lymph- und Veneninvasionen, des Anteils der Patienten mit weniger als 12 untersuchten Lymphknoten sowie der Detektion einer R1-Situation bei makroskopischem R0-Befund. Insgesamt war die Qualität der histopathologischen Diagnosen zufriedenstellend. Die gefundenen Unterschiede zwischen OP-E und OP-A hinsichtlich der histologischen Detektion von Gefäßinvasionen und makroskopisch nicht fassbarem Residualtumor könnte Folge der relativ ausgiebigen Einbettung des Primärtumors in unserem Institut sein. Die retrospektive Analyse von histopathologischen Diagnosen anhand quantifizierbarer Parameter kann zu einer Verbesserung der diagnostischen Qualität führen und dadurch zu einer Optimierung der individuellen Therapie von Karzinompatienten beitragen.

References

1. Hermanek P. Qualitätssicherung in der Onkologie. Diagnostische Standards. Lunge-, Magen-, Pankreas- und kolorektales Karzinom. W. Zuckschwerdt-Verlag, München, Bern, Wien, New York 1995; 127