Hintergrund: Ursache für ein hereditäres nicht polypöses kolorektales Karzinom (HNPCC) sind Mutationen
in den DNA-Mismatch-Reparaturgenen (meist MLH1 und MSH2). Folge sind Längendifferenzen
in einfachen, repetitiven DNA- Sequenzen, den sog. Mikrosatelliten, die man in 90%
der Fälle nachweisen kann.
Patienten und Methoden: Untersucht wurden 40 selektionierte HNPCC-Patienten (erfüllte Amsterdam-oder Bethesda-Kriterien),
die für das internationale Referenzpanel von fünf Markern mikrosatellitenstabil (MSS-oder
MSI-low-Tumoren) waren und keine MLH1-oder MSH2-Mutation aufwiesen. Ein erweitertes
Markerpanel (BAT40, D10S197, D13S153, D18S58, MYCL1) wurde mittels PCR und Fragmentanalyse
auf weitere Instabilititäten hin untersucht. Zusätzlich erfolgten Mutationsanalysen
für das MSH6-Gen. Die klinischen Merkmale der phänotypischen Subgruppen (MSI-high,–low
und MSS) wurden miteinander verglichen.
Ergebnisse: Unter Berücksichtigung aller insgesamt zehn untersuchten Marker waren vier Tumoren
nun MSI-high (10%), 24 Tumoren MSI-low (60%) und nur noch 12 Tumoren als MSS (30%)
anzusehen. Bei drei Patienten konnte eine krankheitsverursachende MSH6-Mutation gefunden
werden. Das Manifestationsalter war mit 45,7 Jahren in der Subgruppe der MSI-high-Patienten
niedriger als in der MSI-low-und MSS-Subgruppe sowie signifikant niedriger als in
der Gruppe der sporadischen Kolonkarzinome (48,7 und 49,0 sowie 64,9 Jahre, p<0,01).
Die Subgruppen der MSI-high-und MSI-low-Tumoren beinhalteten 50 bzw. 52% Fälle mit
proximaler Tumorlokalisation. Dagegen waren MSS-Tumoren präferentiell im distalen
Kolon lokalisiert (77%) und ähnelten dem Verteilungsmuster der sporadischen Kolonkarzinome
(71% distale Tumoren). Die Häufigkeit von extrakolonischen Tumormanifestationen in
den HNPCC-Familien war in allen drei Subgruppen mit Anteilen zwischen 17–21% weitgehend
gleich.
Schlussfolgerungen: Eine erweiterte Mikrosatellitenanalyse erlaubt die Detektion zusätzlicher Instabilitäten,
so dass bis zu 10% der ursprünglich als mikrosatellitenstabil diagnostizierten Tumoren
als MSI-high reklassifizierbar sind. Die bestätigten MSS-Tumoren ähneln im Lokalisationsmuster
sporadischen Kolonkarzinomen.
Diese Studie wurde gefördert von der Deutschen Krebshilfe (Mildred-Scheel-Stiftung)
Key words
HNPCC - Mikrosatellitenanalyse - Mismatch-Reparaturgene