Z Gastroenterol 2004; 42 - P133
DOI: 10.1055/s-2004-831587

Refraktäre Sprue: Klinik, Therapie und Prognose an einem Schwerpunktzentrum

SKF Daum 1, R Ipczynski 2, B Heine 3, U Wahnschaffe 2, M Zeitz 2, R Ullrich 2
  • 1Medizinische Klinik I, Charite Campus Benjamin Franklin
  • 2Medizinische Klinik I, Charite Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 3Abteilung für Pathologie, Charite- Campus Benjamin Franklin

Einleitung: Das Krankheitsbild der refraktären Sprue (RS) bildet eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Erkrankungen. Bisher konnte eine Subgruppe – RS Typ II–etwas genauer definiert werden. Diese soll gehäuft in ein manifestes intestinales T-Zelllymphom (ITZL) übergehen und ein schlechteres Überleben aufweisen. Sie ist charakterisiert durch einen Antigenverlust der intraepithelialen Lymphozyten und ein klonales T-Zellrezeptor-Genmuster. Patienten, die diese Merkmale nicht aufweisen, werden der RS Typ I zugeordnet, falls eine zugrunde liegende Erkrankung definiert werden kann, der RS definierter Ätiologie (RSdÄ). Zielsetzung: Läßt sich die Einteilung RS Typ I versus Typ II in Bezug auf Klinik, Verlauf, Therapieansprechen bestätigen? Methoden: Retrospektive Analyse von 22 Patienten mit einer RS unterschiedlicher Ätiologie, die länger als 6 Monate refraktär auf eine strikt Gluten-freie Diät waren oder histologisch und mittels Nachweis von Enterozyten-Antikörpern als autoimmune Enteropathie klassifiziert werden konnten. Ergebnisse: 9 Patienten wurden entsprechend einer RS Typ I, 7 Patienten einer RS Typ II und 6 Patienten einer RSdÄ klassifiziert. Es fanden sich in ca. 1/2 der Fälle autoimmune Nebenerkrankungen in allen drei Gruppen, während vor allem bei der RSdÄ thrombembolische Erkrankungen auftraten (n.s.). Zu einem klinischen Ansprechen kam es bei 13/13 Pat. unter initial systemisch wirkenden Steroiden, bei 8/9 Pat. unter lokal wirkenden Steroiden, und bei 7/8 Pat. unter alternativen Immunsuppressiva. Zwei Pat. mit einer RS Typ II, aber kein Pat. mit einer RS Typ I oder RSdÄ entwickelten im Verlauf ein manifestes ITZL. Fünf Pat. starben im Verlauf der Beobachtung (Tab.). Schlussfolgerung: Unsere retrospektive Analyse ergab keine deutlichen Hinweise auf Unterschiede in Klinik, Verlauf und Therapieansprechen zwischen den verschiedenen RS-Gruppen. Insbesondere scheint die RS II auch ohne Progredienz zum ITZL eine hohe Mortalität aufzuweisen. Tab.: w: weiblich; m: männlich; IEL/Epi: intraepitheliale Lymphozyten/ 100 Epithelzellen; Resp. GFD: Ansprechen auf Gluten-freie Diät; BMI: body mass index; auto NE: autoimmune Nebenerkrankungen; TE: Thrombembolische Erkrankungen; m: Monate; * p<0.05.

Diagnose

Alter bei Diagnose

w/m

Sprue-AK%*

IEL/Epi*

Resp. GFD %

BMI

Auto NE %

TE %

Follow-up (m)

Tod

RSdÄ

40(19-54)

4/2

0

24(10-30)

0

17(12-25)

50

67

90(25-180)

1

RS I

51(27-70)

6/3

67

50(40-70)

44

21(18-25)

44

11

98(13-240)

3

RS II

57(49-80)

4/3

86

94(70-130)

71

19(18-25)

57

0

24(14-180)

1