Z Gastroenterol 2004; 42 - P130
DOI: 10.1055/s-2004-831584

Therapeutische Wirksamkeit des probiotischen E. coli-Stammes Nissle 1917 bei Reizdarm-Subgruppen

W Kruis 1, S Chrubasik 2, C Stange 3, J Schulze 3
  • 1Ev. Krankenhaus Köln-Kalk, Universität Köln
  • 2Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 3Ardeypharm GmbH

Einleitung:

Da es bisher keine allgemeingültige Behandlung des Reizdarmsyndroms (RDS) gibt, wird verstärkt nach Therapiestrategien bei einzelnen Untergruppen des RDS gesucht. Aktuelle Befunde liefern Hinweise, wonach Störungen der Darmflora an der Pathogenese des RDS beteiligt sein können. Daher war es Ziel der Studie, solche Subgruppen des RDS zu definieren, die auf eine Therapie mit dem probiotischen E. coli-Stamm Nissle 1917 (EcN) ansprechen.

Patienten:

Insgesamt wurden 120 Patienten (92 Frauen, 76,7%) mit diagnostisch gesichertem Reizdarmsyndrom (Rom-II-Kriterien) in die doppelblinde, placebokontrollierte und randomisierte Pilotstudie aufgenommen. Patienten im Alter von 17–66 Jahren (Median 47 Jahre) erhielten für 12 Wochen entweder täglich 2 Kapseln des Probiotikums EcN (1 Kapsel enthält 2,5×1010 lebensfähige E. coli-Bakterien Stamm Nissle 1917, Ardeypharm GmbH) oder Placebo (N je Gruppe=60). Als Hauptzielgröße wurde der Verlauf der Erkrankung anhand der Antwort des Patienten auf die Frage „Wie zufrieden sind Sie mit der Wirksamkeit des Medikaments?„ nach 12 Wochen erfasst.

Ergebnisse:

Der Anteil aller Patienten mit einer Verbesserung der Symptomatik in der 12. Woche („Responder„) war in der EcN- und der Placebo-Gruppe nicht signifikant verschieden (33/60; 55% vs. 29/60; 48%). Demgegenüber zeigten die Subgruppen klinisch relevante Unterschiede. Unter antibiotischer Vorbehandlung oder nach gastrointestinaler Infektion war die EcN-Therapie bei 6/10 Patienten (60%) vs. 1/7 (14%) unter Placebo erfolgreich. 62% (21/34) vs. 49% (18/37) der Patienten mit wechselndem Stuhlverhalten, 58% (29/50) vs. 48% (27/56) der Meteorismus-Patienten und 55% (28/51) vs. 44% (23/52) der Flatulenz-Patienten beurteilten die Therapie als wirksam.

Schlussfolgerung:

Subgruppen des RDS, deren Anamnesen auf eine gestörte Darmflora schließen lassen (postinfektiöse Patienten, Patienten nach Antibiotikagabe oder mit wechselndem Stuhlverhalten), zeigen unter der probiotischen EcN-Therapie einen ermutigenden Behandlungserfolg.