RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2004-831579
Diarrhoe-Mechanismen bei humaner Norovirus-Infektion
Hintergrund/Zielsetzung: Enteritiden durch Noroviren (früher: Norwalkvirus) sind weltweit die häufigste virale Ursache für akute epidemische Gastroenteritiden. Charakterisiert ist die Erkrankung durch Übelkeit, Erbrechen und wässrige Durchfälle. Da das Virus in Zellkulturen bislang nicht anzüchtbar ist, blieb der Diarrhoemechanismus bisher unklar. Ziel dieser Arbeit war die Charakterisierung der Norovirus-vermittelten intestinalen Funktionsstörung im Hinblick auf die Aufklärung der darin involvierten Diarrhoemechanismen.
Material und Methoden: Es wurden endoskopisch gewonnene Biopsien aus dem Duodenum von akut infizierten Patienten (n=4) ex vivo in der Ussing-Kammer untersucht und zwar im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (n=6). Die Norovirusinfektion wurde mittels PCR im Stuhl verifiziert. Mit Hilfe der Wechselstrom-Impedanzanalyse wurde der epitheliale und subepitheliale Anteil am Gesamtwiderstand der Darmwand differenziert. Die Permeabilität des parazellulären Weges wurde mit Hilfe von Mannitol-Fluxen bestimmt. Die ionale Basis des Kurzschlussstroms wurde durch Zugabe von Bumetanid und NPPB charakterisiert.
Ergebnisse: Norovirus-infiziertes Duodenum wies einen um 55% reduzierten epithelialen Widerstand auf (22±2 vs. 10±1 Ω·cm2; p<0.001). Die Mannitolfluxe betrugen 136±23 nmol·h–1·cm–2 in der Kontrollgruppe und 190±58 nmol·h–1·cm–2 bei den Norovirus-infizierten Biopsien. Infizierte Epithelien zeigten zudem einen nahezu verdoppelten Kurzschlussstrom (99±16 vs. 182±22µA/cm2; p<0.05), welcher durch Inhibitoren der Chloridsekretion blockiert werden konnte. Dabei blieb auch nach Hemmung des Kurzschlussstroms auf Kontrollwerte der Widerstand bei den Norovirus-infizierten Biopsien erniedrigt.
Schlussfolgerungen: Erstmals wurden Mechanismen der Diarrhoe bei humaner Norovirus-Infektion aufgeklärt. So kommt es zu einer epithelialen Barrierestörung sowie zu Induktion einer aktiven Chloridsekretion. Somit hat diese Diarrhoe einerseits eine Leckflux-bedingte Komponente und ist andererseits auch sekretorischen Ursprungs.