Z Gastroenterol 2004; 42 - P115
DOI: 10.1055/s-2004-831569

Langzeiteffekt von Azathioprin (AZA) beim Morbus Crohn (MC) über 4 Jahre hinaus – eine europäische multizentrische Studie an 818 Patienten

MH Holtmann 1, F Krummenauer 2, C Claas 1, K Kremeyer 1, D Lorenz 1, O Rainer 1, I Vogel 1, U Böcker 3, S Böhm 4, C Büning 5, R Duchmann 6, G Gerken 7, H Herfarth 8, N Lügering 9, W Kruis 10, J Schmidt 11, A Stallmach 12, J Stein 13, A Sturm 14, PR Galle 1, D Hommes 15, G D'Haens 16, P Rutgeerts 16, M Neurath 1
  • 1I. Medizinische Klinik, Johannes-Gutenberg Universität, Mainz
  • 2Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik
  • 3II. Medizinische Universitätsklinik, Mannheim
  • 4Abteilung für Innere Medizin, Medizinische Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Philipps Universität Marburg
  • 5Medizinische Klinik m. S. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Charité, Campus Mitte
  • 6Med. Klinik I, Abt. für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, CBF, Charité - Universitätsmedizin Berlin
  • 7Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
  • 8Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I der Universität Regensburg
  • 9Medizinische Klinik und Poliklinik B
  • 10Ev. Krankenhaus Köln-Kalk, Universität Köln
  • 11Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg
  • 12Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin, Katholische Kliniken Essen Nord
  • 13Medizinische Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie, Pulmonologie und Klinische Ernährung, Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • 14Charité, Campus Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie
  • 15Department of Gastroenterology and Hepatology, C2-111
  • 16Department of Gastroenterology

Einleitung: AZA gilt als Goldstandard für die Immunsuppression bei MC und kann in der Remissionserhaltung die Schubfrequenz und den Steroidverbrauch senken. Unklar ist jedoch, wie lange eine AZA-Gabe sinnvoll ist. Da keine prospektive Daten verfügbar sind, wurde diese multizentrische retrospektive Untersuchung durchgeführt, die hinsichtlich der Patientenzahl und der Beobachtungszeit die derzeit größte Datensammlung hierzu darstellt. Methoden: Es wurden die Akten von 1200 Patienten mit mit CED und AZA-Behandlung aus 14 europäischen Zentren gescreent. 818 Patienten hatten MC mit Beobachtungszeiten bis 15J. Die Patienten wurden in Subgruppen stratifiziert, die <3J. mit AZA behandelt wurden, 3–4J. und >4J. Die Anzahl der Schübe/J. und das Prednisolonäquivalent/Monat wurden für diese Zeiträume berechnet und mithilfe von Medianen und Quartilen beschrieben. Änderungen im zeitlichen Verlauf dieser Endpunkte wurden mit Vorzeichentests auf statistische Signifikanz (im Fall p<0,05) geprüft. Ergebnisse: Die AZA-Behandlung verringerte die Inzidenz akuter Schübe signifikant von im Median 1,1 Schub/J (0,5–2,6) auf 0,2/J (0,0–0,3) innerhalb der ersten 4J. nach Therapiebeginn (p<0.001). Obwohl die Schubinzidenz nach Absetzen von AZA nach 4 Jahren niedrig blieb (Quartile: 0,0–0,5; p=0.453), führte die Fortsetzung der Therapie über 4J. hinaus zu einer weiteren signifikanten (p<0.001) Reduktion der Inzidenz (Quartile 0,0–0,1; n=179). Darüber hinaus führte AZA zu einer signifikanten Verringerung des Steroidverbrauches der Crohn-Patienten in den ersten 4J. (Median 315mg/ Monat versus 70mg/Monat; p<0.001). Während der Abbruch der Therapie nach >4J. keinen Wiederanstieg des Prednisolon- Bedarfs nach sich zog (70mg/Monat), reduzierte die Fortführung der Therapie den Bedarf weiter signifikant auf im Median 0mg/Monat; p<0.001). Diskussion: Diese Daten sprechen dafür, dass die AZA-Behandlung nach 3–4J. in einer Subgruppe von MC-Patienten, die während der AZA-Behandlung keine Schübe hatten und keine Steroide benötigten, bedenkenlos abgesetzt werden kann. Patienten dagegen, die in den ersten 4J. unter AZA noch Steroide benötigten oder Schübe hatten, profitierten eindeutig durch eine Fortsetzung der Therapie über 4 j. hinaus.