Z Gastroenterol 2004; 42 - P113
DOI: 10.1055/s-2004-831567

Genotypen des Multi-Drug-Resistance-Gens MDR1: Prädiktoren für das Steroidansprechen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen?

T Fiedler 1, C Büning 1, W Reuter 2, K Köpke 3, B Bochow 1, H Schmidt 1, J Genschel 1, H Lochs 1, C Meisel 3
  • 1Medizinische Klinik m. S. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Charité, Campus Mitte
  • 2Privat
  • 3Institut für Klinische Pharmakologie, Charite Berlin, Campus Mitte

Hintergrund: Die Genotyp abhängige Aktivität des Multi-Drug-Resistance-Gens MDR1 beeinflusst das Ansprechen auf eine Glukokortikoid-Therapie, doch fehlen Daten bzgl. der Behandlung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Wir untersuchen die mögliche Rolle der MDR1 single nucleotide polymorphisms (SNP) G2677 G/T in Exon 21 und C3435T in Exon 26 für das Steroidansprechen in Patienten mit CED.

Methoden: 99 deutsche CED-Patienten (51 Männer/48 Frauen; 51 mit Morbus Crohn (MC), 44 mit Colitis ulcerosa (CU) und vier mit Colitis indeterminata (CI)) wurden untersucht. Das Glukokortikoid-Ansprechen war definiert: Gutes Ansprechen (Ausschleichen nach Remission möglich), Steroidabhängigkeit (Einnahme von mind. 10mg Glukokortikoide/Tag über mind. sechs Wochen und Scheitern von Ausschleichversuchen) sowie Steroidrefraktarität (Keine Remission trotz hoher Glukokortikoiddosen). Nach Genotypisierung der Patienten bzgl. der zwei Polymorphismen erfolgte die Berechnung von Haplotypen zur genaueren Genotyp-Phänotyp-Betrachtung.

Ergebnisse: 65,7% der Patienten zeigten gutes Ansprechen, 23,2% waren steroidabhängig und 11,1% steroidrefraktär. Es wurden sieben Genotypen gefunden: GT/CT (39.4%), TT/TT (22.2%), GG/CT (12.1%), GG/CC and GT/TT (jeweils 11.1%), GG/TT and TT/CT (jeweils 2.0%). Haplotypen (Positionen 2677 und 3435) mit den folgenden Häufigkeiten wurden errechnet: 48.3% für TT, 36.6% für GC, 13.9% für GT, and 1.2% für TC. Trotz der kleinen Fallzahl dieser Pilotstudie fand sich der Trend einer Assoziation zwischen MDR1 Genotypen und dem Erfolg der Steroidtherapie (p=0.077, exakte Wahrscheinlichkeitsberechnung im Chi Quadrat Test). Der Genotyp CT/TT, für den kürzlich ein Einfluss auf die Kinetik des MDR1 Substrates Digoxin nachgewiesen werden konnte, war mit Steroidabhängigkeit assoziiert. Es zeigte sich kein geschlechtsspezifischer Unterschied oder Differenzen zwischen MC, CU und CI.

Schlussfolgerungen: Die vorläufigen Ergebnisse weisen daraufhin, dass MDR1 Genotypen das Steroidansprechen bei CED vorhersagen helfen und die individuelle Behandlungsstrategie beeinflussen könnten. Um eine genauere Aussage zu ermöglichen, werden derzeit weitere Patienten und–bei hoher Sequenzvariabilität des MDR1-Gens–weitere MDR1 SNPs untersucht.