Z Gastroenterol 2004; 42 - P032
DOI: 10.1055/s-2004-831486

Wirkungsweise von STW 5 (Iberogast®) und die regionenspezifische Wirkung seiner Einzelkomponenten auf die Magenmotilität des Meerschweinchens

B Hohenester 1, A Rühl 1, O Kelber 2, M Schemann 1
  • 1Lehrstuhl für Humanbiologie, Technische Universität München
  • 2Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH

Das Phytopharmakon STW 5 (Iberogast®) ist eine fixe Kombination aus 9 Pflanzenextrakten und ist bei dyspeptischen Beschwerden wirksam1. Wir haben gezeigt, dass STW 5 die Magenmotilität signifikant und regionenspezifisch verändert: An Magenfundus und –korpus führt es zu einer dosisabhängigen und lang anhaltenden Relaxation ohne Änderung der phasischen Aktivität, während es im Antrum die phasischen Kontraktionsamplituden erhöht ohne den Muskeltonus zu beeinflussen.

In der vorliegenden Studie haben wir die Wirkung der Einzelbestandteile von STW 5 auf die isometrische Kraftentwicklung von Muskelstreifen aus Magenfundus, -korpus und -antrum im Organbad untersucht. Dabei zeigte sich, dass entalkoholisierte Extrakte von Angelika (A)- und Süßholzwurzel (SH) ähnlich wie STW 5 Fundus (F) und Korpus (K) relaxieren, im Antrum (An) aber die Kontraktionkraft erhöhen (AF: 59,1±3,5%; AK: 59,5±4,0%; AAn: 65,7±32,4%; SHF: 21,9±3,5%; SHK: 21,7±3,1%; SHAn: 40,4±9,4%; p<0,01), während die Extrakte aus bitterer Schleifenblume (Iberis amara; IA) und Schöllkraut (SK) vergleichbar mit STW 5 das Antrum, aber auch Fundus und Korpus kontrahieren (IAF: 9,2±1,7%; IAK: 23,2±5,6%; IAAn: 112,4±35,1%; SKF: 22,9±4,0%; SKK: 23,5±3,8%; SKAn: 188,9±27,1%; p<0,002). Tetrodotoxin (0,5µM), ω-Conotoxin (0,5µM), Capsaicin (1µM), L-NAME (100µM) oder Methylenblau (0,3µM) blockierten die STW 5-Effekte nicht, d.h. diese sind unabhängig von extrinsischer oder intrinsischer Darminnervation, NO oder cGMP. Dagegen konnten der sarkoplasmatische Retikulums-ATPase-Blocker Thapsigargin (0.3µM; Tharg), der Ryanodin-Rezeptorblocker Ruthenium Rot (10 und 100µM, RR) und Ryanodin (10µM; Rya) die STW 5-induzierte Muskelrelaxation nahezu vollständig blockieren (Tharg: 88±6%; RR 10: 62±11%; RR 100: 68±10%; Rya: 93±4%; p<0.02).

Diese Daten zeigen, dass pflanzliche Einzelextrakte die Magenmotilität entweder signifikant hemmen oder stimulieren. Die Effekte des Kombinationspräparates STW 5 ergeben sich erst aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Einzelextrakte. Die STW 5-induzierte Relaxation der Magenmuskulatur wird über eine Calciumfreisetzung aus ryanodinempfindlichen intrazellulären Calciumspeichern vermittelt.

References

1Z Gastroenterol 2001; 39: 511-7; Z Gastroenterol 2002; 40: 401-8; Adv Ther 2003; 20: 43-9.