Das Darmhormon GLP–1(7–36)amid steigert die Perzeption gastraler Dehnungsreize, reduziert
die Nahrungsaufnahme und hemmt die Magenentleerung durch Relaxation des Magenfundus.
Die Bedeutung der gastralen Hemmung für die Perzeption ist unklar. Deshalb untersuchten
wir die Wirkung von GLP–1 auf die Perzeption gastraler Dehnungsreize nüchtern und
mit duodenalem Lipid. Da die Fundusrelaxation unter GLP–1 postprandial durch cholinerge
Hemmung vermittelt ist1, kombinierten wir GLP–1 mit Atropin.
Methodik: Bei 7 gesunden Probanden wurde mit Barostattechnik nüchtern und unter duodenaler
Lipidperfusion (1.5 kcal/min) jeweils eine Serie 4 randomisierter gastraler Distensionen
durchgeführt: 2, 4, 6, 8 mmHg > MDP über je 1 min, 2 min Pausen (0 mmHg). IV Infusionen
an 5 getrennten Tagen: GLP–1 low + high dose (LD, HD, 0.4 + 0.8 pmol.kg–1.min–1), Atropin (5µg.kg–1.h–1), GLP–1 LD kombiniert mit Atropin, oder NaCl 0.9%. VAS-Scores für die Perzeption
von Druck, Übelkeit, Schmerz, Hunger und Sättigung.
Ergebnisse: Interdigestiv beeinflusste Atropin weder das Fundusvolumen noch die Perzeption. Die Relaxation
des Fundus unter duodenalem Lipid wurde durch Atropin deutlich verstärkt, verbunden mit einer signifikanten Zunahme
der VAS scores. GLP–1 relaxierte den Fundus nüchtern und postprandial und steigerte
dosisabhängig die Perzeption von Druck und Übelkeit. Mit Atropin hatte GLP–1 LD postprandial
keine Wirkung mehr auf den Fundustonus, steigerte aber dennoch die Perzeption additiv
zum isovolämischen Versuch mit Atropin (p<0.05), verbunden mit einer signifikanten
Reduktion von Hunger und Steigerung von Sättigung. In einer mult. lin. Regressionsanalyse
war Übelkeit signifikant mit einer Reduktion von Hunger assoziiert (r=0.501).
Diskussion: Eine Relaxation des Magens (Atropin) sensibilisiert für Dehnungsreize, a.e. durch
Aktivierung von Wandspannungsrezeptoren. Die Perzeptionssteigerung unter Atropin ist
nicht durch zentrale Wirkung bedingt. Im Gegensatz steigert GLP–1 die Perzeption unabhängig
von seiner gastralen Relaxation, wahrscheinlich durch eine zentrale Wirkung auf Rezeptoren
der Area postrema. Die Perzeptionssteigerung ist mit einer Reduktion des Hungergefühls
korreliert. Dies erklärt die Reduktion der Nahrungsaufnahme unter synthetischem GLP–1.
Schlüsselwörter
Atropin - Barostat - Fundustonus - GLP-1 - Perzeption - Sättigung
Referenzen
(1) Schirra et al., Gastroenterology 2001;120