Z Gastroenterol 2004; 42 - P028
DOI: 10.1055/s-2004-831482

GLP–1 sensibilisiert für gastrale Dehnungsreize unabhängig von seiner Wirkung auf die gastrale Motorik

M Lechner 1, M Nicolaus 1, M Storr 1, B Göke 1, J Schirra 1
  • 1Medizinische Klinik II, Klinikum Großhadern, Universität München (LMU)

Das Darmhormon GLP–1(7–36)amid steigert die Perzeption gastraler Dehnungsreize, reduziert die Nahrungsaufnahme und hemmt die Magenentleerung durch Relaxation des Magenfundus. Die Bedeutung der gastralen Hemmung für die Perzeption ist unklar. Deshalb untersuchten wir die Wirkung von GLP–1 auf die Perzeption gastraler Dehnungsreize nüchtern und mit duodenalem Lipid. Da die Fundusrelaxation unter GLP–1 postprandial durch cholinerge Hemmung vermittelt ist1, kombinierten wir GLP–1 mit Atropin.

Methodik: Bei 7 gesunden Probanden wurde mit Barostattechnik nüchtern und unter duodenaler Lipidperfusion (1.5 kcal/min) jeweils eine Serie 4 randomisierter gastraler Distensionen durchgeführt: 2, 4, 6, 8 mmHg > MDP über je 1 min, 2 min Pausen (0 mmHg). IV Infusionen an 5 getrennten Tagen: GLP–1 low + high dose (LD, HD, 0.4 + 0.8 pmol.kg–1.min–1), Atropin (5µg.kg–1.h–1), GLP–1 LD kombiniert mit Atropin, oder NaCl 0.9%. VAS-Scores für die Perzeption von Druck, Übelkeit, Schmerz, Hunger und Sättigung.

Ergebnisse: Interdigestiv beeinflusste Atropin weder das Fundusvolumen noch die Perzeption. Die Relaxation des Fundus unter duodenalem Lipid wurde durch Atropin deutlich verstärkt, verbunden mit einer signifikanten Zunahme der VAS scores. GLP–1 relaxierte den Fundus nüchtern und postprandial und steigerte dosisabhängig die Perzeption von Druck und Übelkeit. Mit Atropin hatte GLP–1 LD postprandial keine Wirkung mehr auf den Fundustonus, steigerte aber dennoch die Perzeption additiv zum isovolämischen Versuch mit Atropin (p<0.05), verbunden mit einer signifikanten Reduktion von Hunger und Steigerung von Sättigung. In einer mult. lin. Regressionsanalyse war Übelkeit signifikant mit einer Reduktion von Hunger assoziiert (r=0.501).

Diskussion: Eine Relaxation des Magens (Atropin) sensibilisiert für Dehnungsreize, a.e. durch Aktivierung von Wandspannungsrezeptoren. Die Perzeptionssteigerung unter Atropin ist nicht durch zentrale Wirkung bedingt. Im Gegensatz steigert GLP–1 die Perzeption unabhängig von seiner gastralen Relaxation, wahrscheinlich durch eine zentrale Wirkung auf Rezeptoren der Area postrema. Die Perzeptionssteigerung ist mit einer Reduktion des Hungergefühls korreliert. Dies erklärt die Reduktion der Nahrungsaufnahme unter synthetischem GLP–1.

Referenzen

(1) Schirra et al., Gastroenterology 2001;120