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DOI: 10.1055/s-2004-831474
Ist bei gastroösophagealer Refluxerkrankung die Dünndarmmotilität gestört?
Hintergrund: Im pathophysiologischen Verständnis der gastroösophagealen Refluxerkrankung spielen neben den transienten Relaxationen des unteren Ösophagussphinkters auch eine Verzögerung der Magenentleerung und duodenogastraler Reflux [1] eine Rolle. Ziel der vorliegenden Untersuchung war festzustellen, ob die Motilität des Jejunum bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxerkrankung gestört ist.
Methoden: Verglichen wurden die Daten ambulanter 24-h-Dünndarmmanometrieuntersuchungen von 24 Patienten (16 Männer, 8 Frauen, Alter 20–73 Jahre) mit gastroösophagealer Refluxerkrankung (nicht erosive gastroösophageale Refluxerkrankung n=4, Refluxösophagitis Grad I n=15, Refluxösophagitis Grad II n=3, Refluxösophagitis Grad IV n=2) mit den Ergebnissen unseres Referenzkollektivs von 50 gesunden Probanden [2]. Die jejunale Motilität wurde distal des Treitz'schen Bandes mit Hilfe eines Manometriekatheters und eines portablen Datenloggers registriert. Der Manometriekatheter wies 3 Drucksensoren im Abstand von je 10 cm auf. Die Dünndarmmotilität wurde visuell und anhand eines Computerprogramms in der Nüchternphase und postprandial nach einem standardisierten Abendessen (600 kcal) analysiert [3].
Ergebnis: In der Nüchternphase fand sich bei 23 Patienten ein abnormes Motilitätsmuster: Dabei fielen eine fehlende Phase III (n=1), eine stationäre oder retrograde Phase III (n=10), eine anhaltende unkoordinierte Aktivität (n=7) und bursts (n=19) auf. Eine abnorme postprandiale Motilität zeigte sich bei 17 Patienten in Form einer prolongierten Dauer (n=3), einer verminderten Kontraktionsfrequenz (n=10), einer erhöhten Kontraktionsamplitude (n=6) und einer erhöhten Anzahl von „discrete clustered contractions„ (n=4). Nur bei einem der 24 Patienten war das Motilitätsmuster in der Nüchternphase und postprandial unauffällig.
Schlussfolgerung: Die Dünndarmmotilität ist bei nahezu allen untersuchten Patienten mit gastroösophagealer Refluxerkrankung gestört. Die gefundenen pathologischen Motilitätsmuster könnten bei Patienten mit Symptomen, die unter PPI-Medikation oder auch nach einer Antirefluxchirurgie persistieren, eine Rolle spielen.
Key words
Dünndarmmanometrie - Dünndarmmotilität - Gastroösophageale Refluxerkrankung
References
1 Koek G, Sifrim D, Lerut T, Janssens J, Tack J. Effect of the GABA agonist baclofen in patients with symptoms and duodeno-gastro-oesophageal reflux refractory to proton pump inhibitors. Gut 2003; 52: 1397-14022 Schmidt T, Hackelsberger N, Widmer R, Meisel C, Pfeiffer A, Kaess H. Ambulatory 24-hour jejunal motility in diarrhea-predominant irritable bowel syndrome. Scand J Gastroenterol 1996; 31: 581-5893 Widmer R, Schmidt T, Pfeiffer A, Kaess H. Computerized analysis of ambulatory long-term jejunal motility. Scand J Gastroenterol 1994; 29: 1076-1082