Hintergrund: Die Diagnose von laryngeopharyngealem Reflux (LPR) ist schwierig und seine Bedeutung
für supraösophageale Symptome unklar.
Methoden: 43 Patienten unserer Refluxsprechstunde wurden von August 2003 bis Februar 2004 prospektiv
bzgl. LPR evaluiert. Das Screening umfasste den GERD-Health Related Quality of Life
(HRQL)- sowie einen standardisierten Fragebogen zu respiratorischen Symptomen, Ösophagusmanometrie,
24h Ösophagus-Zwei Kanal-pH-Metrie, Gastroskopie, 24h Ösophagus-Bilitec Messung. Zusätzlich
erfolgte eine laryngoskopische Beurteilung durch einen für die Ergebnisse der übrigen
Untersuchungen geblindeten HNO-Arzt entsprechend dem in der Literatur beschriebenen
„Reflux Finding Score„ (RFS). Bei der Laryngoskopie wurde die proximale pH-Messsonde
oberhalb des oberen Ösophagussphinkter justiert.
Ergebnisse: Die 43 Patienten (63% männlich, 52 (22–78) Jahre) hatten ein mittleres HRQL- Ergebnis
von 15, der mittlere Druck im oberen und unteren Ösophagussphinkter betrug 30 bzw.
12 mmHg. 78% der Patienten wiesen eine Hiatushernie >1cm auf, 56% eine Ösophagitis
und 5% einen Barrett-Ösophagus. 48% hatten pathologische Bilirubinkonzentrationen
im Ösophagus. Die Säureexpositionszeit unterhalb des pH-Werts 4 betrug proximal 1,5%
und distal 9,6% mit entsprechenden Demeesterscores von 6,8 bzw. 39,3. 70% der Patienten
klagten über Heiserkeit, 48% über Husten, 23% über Halsschmerzen und 13% über Asthma.
Der mittlere RFS aller Patienten war 5,2 und 24% der Patienten hatten einen pathologischen
RFS von >7.
In der Korrelationsanalyse (Kendall-Tau-Koeffizient) ergab sich keine Assoziation
zwischen Prävalenz der supraösophagealen Symptome und den angegebenen Befunden von
Manometrie, Endoskopie, 2 Kanal pH-Metrie und Bilitec-Untersuchung. Ein pathologischer
RFS war nicht mit den Untersuchungsergebnissen oder den subjektiven Symptomen assoziiert
(Mann-Whitney-Tests, p>0,05).
Schlussfolgerungen: Supraösophageale Symptome zeigen keinen hinreichenden Zusammenhang zu gastroenterologischen
oder laryngoskopischen Befunden. Ihre fehlende Assoziation zu funktionalen Parametern
lässt eine umfangreiche Diagnostik fragwürdig erscheinen. Die derzeitige Praxis eines
Therapieversuchs mit Protonenpumpenhemmern erscheint im Einzelfall gerechtfertigt.
Key words
2 Kanal pH-Metrie; GERD - Laryngeopharyngealer Reflux