Z Gastroenterol 2004; 42 - P011
DOI: 10.1055/s-2004-831465

Effektivität der „medikamentösen Sphinkterotomie„ in der Therapie der chronischen Analfissur

MJ Utzig 1, AJ Kroesen 1, HJ Buhr 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik I, Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Charité - Universitätsmedizin, Campus Benjamin Franklin

Zielsetzung Die Ätiologie der chron. Analfissur ist ungeklärt. Bei vielen Patienten ist der Sphinktertonus erhöht. Die Therapie zielt auf die Senkung des Ruhetonus. Die topische Applikation von Nitroglycerin (GTN) bzw. Botulinum-Toxin A (ToxA) bewirkt eine reversible Senkung des Sphinktertonus („medikamentöse Sphinkterotomie“). Die vorliegende Studie untersucht Ergebnisse und Komplikationen der Therapieoptionen.

Material & Methode Auswertung des eigenen Patientengutes; Literatur-Recherche mittels PubMed.

Ergebnisse Von 01/00–12/02 wurden 50 Pat. wegen einer chron. Analfissur behandelt. Nach Basistherapie mit GTN 0.2% über 8 Wochen kam es bei 32 Pat. (64%) zu einer Abheilung der Fissur. Bei 7/8 bzw. 10/10 Patienten heilte nach Injektion von 20IE ToxA in den M. sphincter ani internus bzw. nach Fissurektomie die Fissur ab. Nach PubMed-Recherche wurden 52 Studien mit 7606 Pat. ausgewertet: 24 Studien mit 948 Pat. untersuchten die topische Therapie mit GTN, 14 Studien (623 Pat.) die Injektion von ToxA und 14 Studien (6035 Pat.) die chirurgische Sphinkterotomie. 61% [30%–93%] der Fissuren heilen nach 8 Wo. unter GTN 0.2% ab. In 44% [0–84%] wird als relevante Nebenwirkung das Auftreten von Kopfschmerzen beobachtet. Schwerwiegende Komplikationen der Therapie mit ToxA sind nicht bekannt. Über eine temporäre (<2Wo) Inkontinenz für Flatus und flüssige Stühle wird in 3% der Patienten berichtet. Die Erfolgsrate nach einmaliger Injektion von 20IE ToxA liegt nach 2 Monaten bei 73% [43%–96%]. Nach chirurgischer Sphinkterotomie persistieren <3% aller chronischen Fissuren; dabei klagen 10% der Patienten über Stuhlschmieren bzw. eine Inkontinenz für Flatus und 3% über eine permanente Inkontinenz für Faeces.

Zusammenfassung GTN ist die Therapie der ersten Wahl. Bei Therapieversagern bietet die Injektion von ToxA eine sichere und erfolgsversprechende Alternative. Die chirurgische Fissurektomie stellt bei insuffizienter medikamentöser Therapie und Rezidiven die ultimo ratio dar.