Fragestellung: Eine Vielzahl von Studien ist der Frage gewidmet, welche Variablen das Inanspruchnahmeverhalten
bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie (FD) am besten vorhersagen. Dabei erscheint
die Schmerzintensität als ein herausragender Prädiktor. In der vorliegenden Studie
untersuchten wir bei therapierefraktären Patienten, welche sozidemographischen, biomedizinischen
und psychologischen Variablen das Inanspruchnahmeverhalten vorhersagen. Methodik: 100 konsequtive Patienten mit chronischen FD Beschwerden (Alter: 44,8 Jahre, SD13,9)
wurden an einem tertiären Versorgungszentrum mit dem Short Form Health Survey (SF–36),
Nepean Dyspepsia Index (NDI), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D), Symptom
Check-Liste (SCL–90-R), Fragebogen zu Körper und Gesundheit (FKG), Symptomintensitätsskala
(SIS) und dem Fragebogen zum Sense of Coherence (SOC) untersucht. Ergebnisse: Die Patienten gaben im Mittel 25.7 Arztbesuche für den Zeitraum von 12 Monaten an.
Von 12 erfassten Prädiktoren zur Vorhersage des Inanspruchnahmeverhalten war das Ausmaß
der psychiatrischen Symptombelastung (SCL–90-R) der einzige Prädiktor mit einer Varianzaufklärung
von 22%. Diskussion: Das Inanspruchnahmeverhalten bei Patienten mit FD ist in der Tertiärversorgung im
Vergleich zur Primärversorgung überraschend ausgeprägt. Wider erwarten ist nicht die
Schmerzintensität, sondern das Ausmaß der psychiatrischen Symptombelastung der einzige
Prädiktor zur Vorhersage des Inanspruchnameverhalten bei FD-Patienten in der Tertiärversorgung.
Die große klinische Bedeutung psychiatrischer Symptombelastung für das Inanspruchnahmeverhalten
von FD-Patienten wurde bisher unterschätzt.
Key words
Funktionelle Dyspepsie - Inanspruchnahmeverhalten - Prädiktoren - Psychiatrische Symptombelastung