Z Gastroenterol 2004; 42 - P004
DOI: 10.1055/s-2004-831458

Prädiktoren der allgemeinen und spezifischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie, Schilddrüsenkarzinompatienten und Blutspendern

S Tagay 1, G Holtmann 2, S Haag 2, R Görges 3, M Langkafel 4, U Braun-Lang 2, G Heuft 5, W Senf 4
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Essen
  • 2Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
  • 3Klinik für Nuklearmedizin
  • 4Rhenische Kliniken Essen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Duisburg-Essen
  • 5Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster

Fragestellung: Es ist unbestritten, dass Lebensqualität (HRQL) von der Schwere einer Erkrankung abhängig ist. Es stellt sich aber ebenso die Frage, ob die gesundheitsbezogene Lebensqualität auch ein Indikator für die Schwere der Erkrankung sein kann. Dazu wurde in der vorliegenden Studie untersucht 1. ob sich die HRQL bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie (FD), Schilddrüsenkarzinom und Blutspendern unterscheidet und 2. welche sozidemographischen, biomedizinischen und psychologischen Variablen die spezifische und allgemeine HRQL am besten vorhersagen. Methodik: 100 konsekutive Patienten mit FD und chronischen Beschwerden (Alter: 44,8 Jahre, SD 13,9), 106 Patienten mit abeschlossener Primärtherapie wegen Schilddrüsenkarzinom (Alter: 49,6 Jahre, SD 15,9) und 279 gesunde Blutspender (Alter: 36,7 Jahre, SD 12,2) wurden an einem tertiären Versorgungszentrum untersucht. Die Patienten wurden mit dem Short Form Health Survey (SF–36), Nepean Dyspepsia Index (NDI), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D), Symptom Check-Liste (SCL–90-R), Fragebogen zu Körper und Gesundheit (FKG), Symptomintensitätsskala (SIS) und dem Fragebogen zum Sense of Coherence (SOC) untersucht. Ergebnisse: In allen 8 Subskalen des SF–36 war die HRQL bei den Patienten mit FD hochsignifikant beeinträchtigt gegenüber den Blutspendern (alle p<.0001). FD Patienten hatten aber auch gegenüber den Schilddrüsenkarzinom-Patienten eine reduzierte körperliche (p<.01) als auch psychische Lebensqualität (p<.05). Die körperliche Lebensqualität wurde am besten durch die Schmerzintensität und das Alter vorhergesagt (R2: 36%). Prädiktoren für die psychische Lebensqualität hingegen waren die Depressivität, die Schmerzintensität und das Ausmaß von Stress (R2: 60%); und für die störungsspezifische Lebensqualität von Dyspepsie die Schmerzintensität, Depressivität und vegetative Missempfindungen (R2: 47%). Diskussion: Die HRQL ist bei Patienten mit FD nicht nur im Vergleich zu Blutspendern erheblich beeinträchtigt, sondern ebenfalls signifikant reduziert im Vergleich zu Schilddrüsenkarzinom-Patienten. Von großer klinischer Bedeutung ist der starke Einfluss von Depressivität und der Schmerzintensität auf die HRQL bei FD-Patienten.