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DOI: 10.1055/s-2004-831445
Identifizierung einer neuen Mutation bei einem 31-jährigen Patienten mit hepatischer Eisenüberladung aufgrund einer hereditären Acoeruloplaminämie
Die hereditäre Acoeruloplasminämie folgt einem autosomal rezessiven Erbgang und führt im Erwachsenenalter zu einer Eisenüberladung mit Entwicklung von Retinaschäden, eines Diabetes mellitus und einer Neurodegeneration mit Demenz und Ataxie. Bei bislang 25 beschriebenen Fällen weltweit konnten ursächlich unterschiedliche Mutationen im Coeruloplasmingen mit nachfolgendem Funktionsverlust nachgewiesen werden.
Wir berichten über einen 31-jährigen Mann, der zur Abklärung einer Eisenstoffwechselstörung vorgestellt wurde. Es fand sich ein mit 540 ng/ml erhöhtes Ferritin und eine mit 46% diskret erhöhte Transferrinsättigung bei normalem Transferrin und Eisen im Serum. Im Lebergewebe konnte mit einem Eisengehalt von 363µg/g Leber eine beginnende Eisenüberladung nachgewiesen werden. Das Coeruloplasmin im Serum lag unter der Nachweisgrenze. Hinweise für klassische Lebererkrankungen fanden sich nicht. Die Cys282Tyr Mutation im HFE-Gen war nicht nachweisbar. Die Kupferausscheidung im Urin und der Kupfergehalt im Lebergewebe waren unauffällig. Der orale Glukosetoleranztest mit 75g Glukose zeigte nach 2 Stunden eine grenzwertige Glukosetoleranz (Blutzucker nach 2 Std. 132mg/dl). Die ophtalmologische und die neurologische Untersuchung erbrachte noch keine klinisch apparenten Veränderungen. Jedoch zeigte die kraniale Magnetresonanztomographie als Hinweis auf eine beginnende Eisenablagerung im Bereich der Substantia nigra beidseits erniedrigte T2-Zeitmessungen (rechts 75ms, bzw. links 71ms). Durch Sequenzierung des Coeruloplasmingens konnten auf Exon 2 sowie Exon 12 die Nukleotidaustausche G229C, bzw. C213A als bisher nicht bekannte Mutationen identifiziert werden, die jeweils zu den Aminosäureaustauschen Asp58His, bzw. Gln692Lys führen.
Die hereditäre Acoeruloplasminämie stellt eine seltene Differentialdiagnose bei der Abklärung einer pathologischen Eisenspeicherung dar. Wir konnten bei unserem Patienten eine bisher nicht bekannte Compound-Heterozygotie als Ursache einer Acoeruloplasminämie nachweisen. Eine Therapie der Acoeruloplasminämie ist derzeit nicht verfügbar.
Key words
Acoeruloplasminämie - Glukosetoleranz - Neurodegeneration - hepatische Eisenüberladung