Z Gastroenterol 2004; 42 - V001
DOI: 10.1055/s-2004-831408

Retardiert freigesetztes Phosphatidylcholin bessert den Verlauf der chronisch aktiven Colitis ulcerosa

W Stremmel 1, R Ehehalt 2, A Zahn 2, F Autschbach 3, U Hinz 4, U Merle 2
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV
  • 2Abteilung Innere Medizin IV, Medizinische Universitätsklinik
  • 3Institut für Pathologie
  • 4Institut für Dokumentation und Statistik

Hypothese: Durch topische Applikation von Phosphatidylcholin im Colon kann die entzündliche Aktivität bei Colitis ulcerosa vermindert werden.

Methoden: Eine prospektive, doppelblind randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie wurde bei 60 Patienten mit chronisch aktiver, nicht-steroidabhängiger Colitis ulcerosa und einem klinischen Aktivitätsindex (CAI) von > 4 durchgeführt. Retardiert freigesetztes Phosphatidylcholin und Placebo wurden über 3 Monate in einer Dosis von 4 mal tgl. 1,5g verabreicht. Primärer Endpunkt war die Reduktion des CAI. Sekundäre Endpunkte waren Veränderungen des endoskopischen Aktivitätsindexes (EAI), der Histologie und der Lebensqualität (IBDQ-D).

Ergebnisse: In der Phosphatidylcholingruppe erreichten 29 von 30 Patienten eine Reduktion des CAI um 70% (medianer Abfall um 7 Punkte) verglichen mit 3 von 30 Patienten in der Placebogruppe (p<0,00001). Sechszehn (53%) der 30 mit Phosphatidylcholin behandelten Patienten erreichten eine klinische Remission (CAI < 3). Der Therapieerfolg in der mit Phosphatidylcholin behandelten Gruppe umfasste eine mittlere Reduktion der Stuhlfrequenz um 31 / Woche und des Gehaltes an Blut im Stuhl um 2 Indexpunkte (p<0,00001 für beide Parameter im Vergleich zu Placebo). Des weiteren fand sich Abfall des EAI (mittlerer Abfall um 3 Punkte) und des histologischen Scores (mittlerer Abfall um 1 Punkt) (p<0,00001 und p=0,0056 im Vergleich zu Placebo). Eine signifikante Verbesserung des Lebensqualitätindexes wurde bei 26 von 29 evaluierten Patienten (90%) der Phosphatidylcholingruppe im Vergleich zu 4 von 30 Patienten (13%) in der Placebogruppe (p<0,00001) beobachtet. Abgesehen von Meteorismus bei 50% der Patienten beider Behandlungsgruppen, wurden keine Nebenwirkungen beobachtet.

Schlussfolgerung: Retardiert freigesetztes oral verabreichtes Phosphatidylcholin wird gut vertragen und bewirkt eine deutliche Verminderung der Entzündungsaktivität bei Patienten mit chronischer, nicht-steroidabhängiger Colitis ulcerosa.