Pneumologie 2004; 58 - 31
DOI: 10.1055/s-2004-831155

Nichtinvasive Beatmung zur PEG-Anlage und Bronchoskopie bei chronischer Ateminsuffizienz

KH Wollinsky 1, HH Mehrkens 1
  • 1Ulm

Einleitung: PEG- Anlagen und Bronchoskopien in Spontanatmung mit Sedoanalgesie sind für neuromuskuläre Patienten mit respiratorischer Insuffizienz risikoreich. Bei geplanten Intubationsnarkosen drohen Intubationschwierigkeiten oder Medikamentenüberhang. Deshalb nutzen wir seit 2003 die nichtinvasive Technik während der Eingriffe.

Methodik: 11 Patienten (Alter: 12 Monate-70 Jahre, Diagnosen: ALS (10x), SMA Typ I (1x)) erhielten eine PEG, 2 Patienten (Diagnosen: DMD, ALS) eine Bronchoskopie wegen Atelektasen. Die Sedierung erfolgte mit Disoprivan 1% ®(2–5mg/kg KG i.v.), die Lokalanästhesie der Bauchdecke mit Scandicain 1% ® durch das Endoskopie-Team. Beatmet wurde mit nasaler Maske und vorhandenem Beatmungsgerät (12x druckgesteuert BREAS PV 401–3 ®, 1x volumgesteuert BREAS PV 501®) mit O2 -Einspeisen unter Überwachung von EKG, Blutdruck und Sauerstoffsättigung.

Ergebnisse: Die PEG war bei den 10 ALS- Patienten ohne gravierende Komplikationen möglich. Die Beatmungsdrucke mussten aber um 5–15 mbar erhöht werden. Bei der primären Einführung des Gastroskops kam es bei 2 Patienten zu SaO2 -Abfällen, vermutlich durch Larynxverlegung. Das Endoskop wurde entfernt und neu platziert. Beim SMA-Kind wurde ebenfalls primär nasal beatmet, dann wegen erheblicher Sekretion geplant intubiert. Die Bronchoskopien waren unter nasaler Beatmung möglich, beim DMD-Patienten führte zähes Trachealsekret zur kurzfristigen glottischen Verlegung und beherrschbarem SaO2 -Abfall.

Diskussion: PEG-Anlagen und Bronchoskopien können bei chronisch respiratorischer Insuffizienz unter nasaler Beatmung durchgeführt werden. Bedenkt man die potentiellen Risiken einer Intubationsnarkose bei neuromuskulär Kranken, wie z.B. Intubationsprobleme bei Gesichtsanomalien, Zahn-Kieferfehlstellung und Skoliosen, so liegen die Vorteile der vergleichsweise einfachen nicht-invasiven Technik auf der Hand. Dennoch müssen alle Vorkehrungen für eine evtl. Notfallintubation getroffen werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern mit SMA ist die Intubation dagegen sicherer, wenn sehr viel Trachealsekret anfällt. Disoprivan ist die ideale Substanz zur Sedierung. Die nasale Beatmung während der Eingriffe minimiert das Risiko im Vergleich zur Spontanatmung erheblich.