Menschen im Spannungsfeld von Selbstbestimmung und Qualitätssicherung

Für die Pflegedienste bedeutet Qualität in erster Linie medizinische und pflegerische Qualität. Es gibt genaue Vorgaben, wie die Qualität auszusehen hat. Diese Standards und Richtlinien können eine Hilfe sein, aber es gibt keinen Standardalltag und keine genormten Menschen.

Für die Betroffen selbst bedeutet Qualität immer Selbstbestimmung, d.h. Entscheidungs-, Weisungs- und Planungskompetenz. Das Kriterium Lebensqualität steht im Vordergrund. Der medizinisch-pflegerische Bereich ist nur einer von vielen Bereichen ihres Lebens.

Diese unterschiedliche Sichtweise von Qualität führt oft zu einem Interessenkonflikt zwischen Pflegediensten und Betroffenen.

Im Zusammenhang mit der immer wieder geforderten Qualitätssicherung müssen wir fragen, welche Qualität gesichert werden soll. Bisher steht nur die Sicherung der medizinisch-pflegerischen Qualität im Vordergrund. Dadurch wird die Selbstbestimmung in den Hintergrund gedrängt, und es werden immer öfter Diskussionen über die angebliche Notwendigkeit von Fach- oder Intensivpflegepersonal bei beatmeten Menschen geführt.

Obwohl die Betroffenen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung die eigentlichen ExpertInnen in Bezug auf ihre Pflege sind und medizinisch-pflegerische Qualität durchaus in ihrem eigenen Interesse ist, gibt es bis jetzt keine Richtlinien, in denen die Qualität im Sinn von Selbstbestimmung und Lebensqualität gesichert ist.

Qualität heißt auch, dass AssistentInnen, die bei beatmeten Menschen arbeiten, ausreichend qualifiziert sein müssen. Allerdings heißt das nicht zwangsläufig, dass diese Qualität nur von Intensiv- bzw. Fachpersonal erbracht werden kann. Denn das Leben im eigenen Zuhause hat andere Schwerpunkte, als das Leben auf einer Intensivstation.

Es bleibt für die Zukunft die wichtige Frage, wie die geforderte Qualitätssicherung aussehen muss, damit sie eine echte Qualitätssicherung für alle Beteiligten ist.