Pneumologie 2004; 58 - 23
DOI: 10.1055/s-2004-831147

Nicht-invasive Beatmung bei toxischem Lungenödem

M Westhoff 1, S Kehm 1
  • 1Hemer

Einleitung: Das toxische Lungenödem ist durch eine Alveolarschädigung mit nachfolgender respiratorischer Insuffizienz gekennzeichnet, die bis zum ARDS führen kann. Im Rahmen der Therapie gilt es, den Stellenwert der nicht-invasiven Beatmung (NIV) zu definieren.

Kasuistik: Ein 28-jähriger Mann hatte bei Reinigungsarbeiten Dämpfe von Natriumhydrogensulfit inhaliert. Akut waren Dyspnoe und Husten aufgetreten. 10h später erfolgte bei respiratorischer Verschlechterung die Verlegung aus der erstversorgenden Klinik. Es bestand eine schwere respiratorische Partialinsuffizienz (pO2 50mmHg, pCO2 32mmHg) unter 9 l O2/min. Radiologisch zeigte sich das Bild eines Lungenödems. Die NIV (18/10 mbar, FiO2 0,5) führte zur raschen Besserung der Dyspnoe sowie der BGA (pO2 90mmHg, pCO2 39mmHg) und erfolgte bis auf kurze Pausen kontinuierlich über 6 Tage. Danach wurde sie angesichts einer der O2-Therapie gleichwertigen Verbesserung der SaO2 nachts fortgeführt. 2 Wochen nach dem Unfall bestand bei dem in Ruhe beschwerdefreien Patienten noch eine schwere Diffusionsstörung (TLCO 50%) bei mittelschwerer Restriktion (VC 47%, TLC 62%) und leichtgradiger Obstruktion.

Diskussion: Die Indikation zur konventionellen Beatmung bei ALI/ARDS ist unbestritten, im Gegensatz zur NIV. Im dargestellten Fall des toxischen Lungenödems bewirkte die NIV unter Verwendung adäquat hoher PEEP-Werte eine rasche Rückbildung des hohen intrapulmonalen Shunts und des Lungenödems. Der über 2 Wochen anhaltend günstige Effekt des PEEP deutet auf eine zumindest partielle Reversibilität der Gasaustauschstörung, aber auch auf eine Persistenz des ursächlichen entzündlich-fibrosierenden Prozesses hin.

Schlussfolgerung: Die NIV mit hohem PEEP stellt beim toxischen Lungenödem eine Alternative zur konventionellen Beatmung dar und ist bei kooperativen Patienten erfolgreich anwendbar. Ein frühzeitiger Beginn ist ratsam. Eine Beendigung sollte erst erfolgen, wenn ein relevanter Effekt auf den Gasaustausch nicht mehr nachweisbar ist.