Pneumologie 2004; 58 - 11
DOI: 10.1055/s-2004-831098

„Wenn der Kopf den Ton angibt...“; Musiktherapie bei langzeitbeatmeten Kindern. Methodendarstellung und Fallbeispiel aus der Wohngruppe für langzeitbeatmete Kinder

R Haus 1
  • 1„André-Streitenberger Haus“ / Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke

Die Gruppe der langzeitbeatmeten Kinder ist trotz des zahlenmäßig verhältnismäßig geringen Aufkommens in der Pädiatrie eine Klientel mit einem breiten Spektrum hinsichtlich der Ätiologie, der Entwicklungsleistungen als auch der Prognose. Insbesondere den Kindern unter ihnen mit besonders schweren Entwicklungsstörungen kann Musiktherapie eine wertvolle Hilfe zur vertieften Selbstwahrnehmung als auch zur Kommunikation mit der Außenwelt werden. In der Wohngruppe für langzeitbeatmete Kinder der Vestischen Kinder- und Jugendklinik (Universität Witten / Herdecke) wird nach dem Ansatz der Schöpferischen Musiktherapie nach Nordoff / Robbins insbesondere mit Kindern gearbeitet, die im Rahmen der Grunderkrankung in der psychomotorischen, sprachlichen und auch geistigen Entwicklung mehrfach schwerstbeeinträchtigt sind. Durch Synchronisation sensorischer Wahrnehmungsfähigkeit mit auditiver Stimulation in einem Prozess kreativer dialogischer Gestaltung werden dem Kind Anhaltspunkte zum Erleben des eigenen „Ich“ und dem Gegenüber gegeben. Geführte Handbewegungen auf Instrumenten mit starker sensorischer Relevanz und begleitende Gesangs- und Klavierimprovisation, die sich auf Reaktionen des Kindes einstellt, bauen eine musikalische Erfahrungswelt auf, in welchem das Kind oft erstmalig die verbliebenen Möglichkeiten der eigenem Selbstwahrnehmung erfahren kann und zur Eigenaktivität angeregt wird. Anhand einer Fallstudie wird bei einem schwerst mehrfachbehinderten langzeitbeatmeten Kind der Aufbau dieser Leistungen in Form von Bewegungsreaktionen der Augen, des Mundes und des Kopfes durch Musiktherapie beschrieben.

Patient: 3;10 jähr. Junge mit schwerer psychomotorischer Entwicklungsstörung mit generalisierter Hypotonie und fast fehlenden Spontanbewegungen bei Atmungskettendefekt Komplex III.

Therapiemethodik: Integration geführter sensorischer und motorischer Wahrnehmung in den musikalischen Dialog;

Beschreibung des Entwicklungsverlaufes von Mai 2003 bis Februar 2004.