Pneumologie 2004; 58 - 4
DOI: 10.1055/s-2004-831091

Angst und Depression bei Patienten mit schwerer COPD und intermittierender Heimbeatmung – ein ernst zu nehmendes Problem

A Bosse-Henck 1, A Kopf 1, H Wirtz 1
  • 1Leipzig

Einleitung: Nach Thompson 1993 sind prädisponierend für das Auftreten von Angst und Depression bei älteren Patienten mit schwerer COPD ein stark gestörter Schlafrhythmus, Effekte der Hypoxie sowie die ausgeprägte funktionelle Behinderung. Ambulante Sauerstofftherapie verbessert nach Eaton 2002 signifikant Angst, Depression und Lebensqualität bei COPD-Patienten. Lacasse 2001 konnte zeigen, dass bei älteren Patienten mit schwerer COPD und Sauerstofflangzeittherapie signifikant häufiger Depressionen vorkommen, die jedoch oft nicht erkannt werden und schwer zu behandeln sind. Das gilt auch für COPD-Patienten mit ISB.

Kasuistik 1: 60-jähriger Patient mit schwergradiger COPD und bullösem Lungenemphysem und noninvasiver Heimbeatmung. Seit 2002 noninvasive Heimbeatmung. Patient nutzt Therapie regelmäßig, hat bei BGA-Kontrolle nur noch Partialinsuffizienz- aber keinen Benefit hinsichtlich Luftnot und Gehstrecke. Anamnestisch nimmt Patient Berodualspray bis 50x/Tag -oft „prophylaktisch“. Zusätzlich bestehen seit 3 Jahren Anfälle von akuter Luftnot- unabhängig von Belastungen, dabei sei der Pat. auch schon kurzfristig bewusstlos gewesen.

Kasuistik 2: 75-jährige Patientin mit schwerer COPD und doppelseitiger Stimmlippenparese mit ISB über Tracheostoma. Patientin befand sich 2002 wegen einer Depression in einer Psychiatrischen Klinik, wurde im Rahmen einer schweren Pneumonie beatmungspflichtig und war nicht auf eine Maskenbeatmung umzustellen. Sie wurde von der Schwiegertochter zu Hause sehr gut betreut und konnte wieder kleine Handreichungen im Haushalt übernehmen. Nach ca. 5 Monaten nahm die Pat. erheblich an Gewicht ab, verweigerte die orale Nahrungsaufnahme (PEG war vorhanden) und behauptete, nicht mehr Stehen und Laufen zu können. Dauertherapie mit Cipramil seit ca. 1 Jahr.

Schlussfolgerung: Ohne ein interdisziplinäres Therapiekonzept wäre bei beiden Patienten eine Weiterführung der Therapie unmöglich gewesen.