Fortschr Neurol Psychiatr 2005; 73(2): 67
DOI: 10.1055/s-2004-830164
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bestimmt die Ausstattung der Schlaganfall-Patienten aufnehmenden Institution deren Prognose?

Is the Prognosis of Stroke Patients Determined by the Equipment of the Institution which Cares for these Patients?B.  Neundörfer
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Publication Date:
01 February 2005 (online)

Der Schlaganfall gehört zu den großen Volkskrankheiten. Man hat mit ca. 250 000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland zu rechnen. Darüber hinaus ist der Schlaganfall die häufigste Ursache für eine lebenslange Behinderung nach dem 65. Lebensjahr. Dadurch entstehen enorme Kosten für das Gesundheitswesen. Deswegen müssen Wege gefunden werden, um die Betroffenen optimal bei aber auch möglichst rationell eingesetzten Ressourcenverbrauch zu versorgen. Dittrich u. Mitarb. [1] berichten in dem vorliegenden Heft der Fortschritte Neurologie/Psychiatrie über Art und Umfang der Diagnostik bei Patienten mit Schlaganfall in drei unterschiedlichen Institutionen, nämlich in 24 neurologischen Kliniken, 13 internistischen Kliniken und 5 geriatrischen Abteilungen. Erfasst wurden die technischen Verfahren, die diagnostische Einordnung und ätiologische Abklärung eines Hirninfarktes erlauben: Bildgebende Verfahren, transthorakale oder transösophagale Echokardiographie und dopplersonographische Untersuchung der hirnversorgenden Gefäße. Es handelt sich dabei um Standards, die für die Versorgung von Schlaganfallpatienten für erforderlich gehalten werden [2]. Es zeigte sich dabei, dass die genannten Methoden in neurologischen Kliniken häufiger angewandt werden als in internistischen oder geriatrischen Abteilungen und in neurologischen Kliniken häufiger dort, wo eine Stroke Unit vorhanden ist. Wenn auch die Autoren darauf hinweisen, dass dies noch nicht bedeutet, dass die Versorgung von Schlaganfallpatienten in den Institutionen mit höherem diagnostischen Aufwand besser ist, so gibt es doch Indikatoren dafür, das dies tatsächlich der Fall ist. Patienten, die auf einer Stroke Unit aufgenommen werden - und dieses sind ja die Einrichtungen mit dem höchsten diagnostischen Aufwand - haben ein besseres Outcome als Patienten einer Normalstation u. a. [3] [4]. Nach einer Metaanalyse der Stroke Unit Trialist's Collaboration ergibt sich eine 18 %-ige relative Risikoreduktion der Mortalität, eine 3 %-ige absolute Reduktion einer nachfolgenden Pflegeheimbetreuung und eine 6 %-ige Steigerung von unabhängigem Überleben. Wenn auch die Güte der Ausstattung der Schlaganfall-Patienten aufnehmenden Institutionen sicherlich nicht allein für das bessere Outcome der Patienten verantwortlich ist, sondern darüber hinaus die fachliche Kompetenz wohl ausschlaggebend sein wird, so spielt aber doch auch die Möglichkeit der Anwendung verschiedener diagnostischer Verfahren eine zusätzlich wichtige Rolle. Es ist Dittrich u. Mitarb. [1] zuzustimmen, dass es jedoch noch weiterer Studien bedarf, um die letztere Behauptung zu belegen, insbesondere auch im Hinblick auf den kostenbewussten Einsatz differenzierter diagnostischer Methoden.

Literatur

  • 1 Dittrich R, Schmidt W-P, Heidrich J, Bücker-Nott J, Ringelstein E-B, Heuschmann P U, Berger K. Art und Umfang der Diagnostik bei der Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten in neurologischen, internistischen und geriatrischen Abteilungen.  Fortschr Neurol Psychiat. 2005;  73 68-73
  • 2 Hacke W, Kaste M, Skyhoj O T, Bogousslavsky J, Orgogoco I M. Acute treatment of ischemic stroke.  European Stroke Iniative (EUSI) Cerebrovasc Dis. 2000;  Suppl 3 22-33
  • 3 Sulter G, Elting I W, Langedijik M. et al . Admitting acute ischemic stroke patients to a stroke care monitoring unit versus a conventional stroke unit: a randomised pilot study.  Stroke. 2003;  34 101-104
  • 4 Stroke Unit Trialist's Collaboration . Organised inpatient (stroke unit) care for stroke.  Cochrane Database Syst. 2000;  Rev 2 CD000197

Prof. Dr. med. Bernhard Neundörfer

Neurologische Klinik und Poliklinik · Kopfklinikum · Universität Erlangen-Nürnberg

Schwabachanlage 6

91054 Erlangen ·

Email: bernhard.neundoerfer@neuro.med.uni-erlangen.de

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