ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2004; 113(6): 276-281
DOI: 10.1055/s-2004-829983
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Platelet-rich Plasma (PRP) auf Erfolgskurs - Wissenschaftliche Studien belegen positive Wirkung von PRP

D. Jaeschke
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Publication Date:
21 July 2004 (online)

Es ist nicht toxisch, nicht allergen, immunologisch unbedenklich und es enthält eine sehr große Anzahl an Wachstumsfaktoren, die jegliche Wundheilung und damit auch die knöcherne Regeneration nicht nur initiieren, sondern optimieren und beschleunigen”. Was Gustmann [1] im Jahr 2000 beschrieb, ist Platelet-rich Plasma (PRP), und um es vorwegzunehmen, seine Angaben sind aktueller denn je. Zunächst als Wundermittel fälschlich überschätzt, werden nun bei genauerer wissenschaftlicher Betrachtung die wirklichen Möglichkeiten des PRP deutlich und gezeigt, wo diese wertvolle Komponente in der Chirurgie mit Erfolg eingesetzt werden kann.

Seit etwa 40 Jahren ist bekannt, dass bestimmte Bestandteile im Blut die Regenerationsfähigkeit von Knochen und Gewebe unterstützen [2]. Die Induktion der Angiogenese und Kollagensynthese wurde in den 80er-Jahren im Tierversuch nachgewiesen [3]. Eine intensivere Nutzung am Menschen erlebte jedoch erst in den letzten Jahren einen wirklichen Aufschwung durch die Entwicklung und Anwendung neuer Verfahren zur Extraktion der wirksamen Blutbestandteile (z. B. das PRP-Kit der Curasan AG, Kleinostheim).

Den Durchbruch für den Einsatz von PRP brachten die Studien von Marx und Anitua 1998 und 1999 [4]. Laut Marx liegt die Bedeutung des PRP in der Unterstützung der natürlichen Wege der physiologischen Knochenregeneration, die mit einem reifen Knochen ihren Abschluss findet. Dazu gehören genaue Kenntnisse zum Ablauf der natürlichen Knochenregeneration, die Marx modellhaft vermittelte. Marx versuchte ein Maß für die Beschleunigung der Knochenneubildung per radiologischen Nachweis zu bringen. Er versorgte 88 resezierte Unterkiefer jeweils mit bzw. ohne PRP. Nach 2, 4 und 6 Monaten wurden OPGs angefertigt und von unabhängigen Fachleuten eingeschätzt. Die mit PRP versorgten Seiten wurden dabei stets als reifer eingeschätzt. Mit Einführung eines entsprechenden Reifeindex wurde nach 2 Monaten der Knochen in den mit PRP versorgten Defekten als 2,16-mal reifer als dem Alter des Augmentats entsprechend eingeschätzt, 1,88-mal reifer nach 4 Monaten und 1,62-mal nach 6 Monaten. Die histomorphometrischen Untersuchungen ergaben nach 4 sowie nach 6 Monaten bei Verwendung von PRP eine deutlich bessere Knochenreifung mit ausgebildeten Havers'schen Systemen und einem größeren Anteil an lamellärem Knochen. In den Augmentaten ohne PRP-Zusatz wurden erst nach 6 Monaten erste Havers'sche Systeme sichtbar, der lamelläre Knochen war ebenfalls weniger ausgeprägt.

Literatur

  • 1 Gustmann J. Mit plättchenreichem Plasma Knochen schneller und sicher regenerieren.  Implant J. 2000;  1 26
  • 2 Schulte W. Die Retraktion des Blutgerinnsels und ihre Bedeutung für die primäre Heilung von Kieferknochendefekten. Habilitationsschrift. München: Carl Hanser Verlag 1964
  • 3 Knighton DR. et al. . Role of platelets and fibrin in the healing sequence: an in vivo study of angiogenesis and collagen synthesis.  Ann Surg. 1982;  196 379-388
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  • 7 Weibrich G. et al. . Correlation of Platelet Concentration in Platelet-rich Plasma to the Extraction Method, Age, Sex, and Platelet Count of the Donor.  Int J Oral Maxillofac Implants. 2001;  16 693-699
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  • 21 Hotz W. Retrospektive Fallstudie zum Sinuslift mit Cerasorb® und PRP. Implant J 2004: 20-27
  • 22 Wagner B, Foitzik Ch. Praxistaugliches Verfahren zur Gewinnung von Platelet-Rich Plasma.  Z Zahnarztl Implantol. 2000;  16 146-150
  • 23 Gustmann J. Mit plättchenreichem Plasma Knochen schneller und sicher regenerieren.  Implant J. 2000;  1 26-35
  • 24 Garg AK. et al. . Using Platelet-Rich Plasma to Develop an Autologous Membrane für Growth Factor Delivery in Dental Implant Therapy.  Dent Implantol Update. 2000;  11 41-44
  • 25 Foitzik Ch, Staus H. Le Fort I osteotomy in atrophied maxilla and bone regeneration with pure-phase beta-tricalcium phosphate and PRP.  Implant Dent. 2003;  12 132-139

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