Zentralbl Gynakol 2004; 126 - P4_6
DOI: 10.1055/s-2004-829826

Lebensgewohnheiten und Endometriose – Ergebnisse einer Fragebogenaktion

M Korell 1, C Taubert 1, B Kaiser 2
  • 1Duisburg
  • 2Wuppertal

Fragestellung: Endometriose ist eine sehr häufige Erkrankung, die für die betroffenen Frauen durch ihren chronischen Verlauf eine große physische und psychische Belastung bedeutet. Um den Einfluss von Lebensumständen und Lebensgewohnheiten auf die Endometriose weiter abzuklären, wurde ein umfangreicher Fragebogen entwickelt. Dieser erfasst neben dem medizinischen Hintergrund der Patientinnen auch Einflüsse aus Umwelt, Psyche, genetischer Prädisposition und individuellen Lebensgewohnheiten.

Methodik: Der Fragebogen besteht aus insgesamt 96 Fragen aus allen als relevant geltenden Lebensbereichen. Er wurde im Jahre 2003 für betroffene Frauen in unserer Selbsthilfegruppe, per Internet über das Patientinnenforum oder in ausgewählten Kliniken ausgelegt. Nicht an Endometriose erkrankte Frauen bildeten hierzu die Kontrollgruppe. Die Ergebnisse wurden statistisch ausgewertet (p<0,05).

Ergebnisse: 338 Patientinnen mit gesicherter Endometriose (EG) und 62 Frauen ohne Endometriose-Befund als Kontrollgruppe (KG) füllten den Fragebogen aus. Bei der Auswertung zeigten sich z.B. im Bereich der Ernährungsgewohnheiten signifikante Unterschiede. So essen 39,6% der Frauen der EG generell keinen Fisch, verglichen mit 24,2% der KG. Zudem ist der Konsum an fettem Fisch in der EG deutlich geringer als in der KG. (28,1%=EG, 35,5%=KG). Desweiteren werden in der KG weniger und andere tierische Fette verzehrt, als in der Gruppe der Patientinnen mit Endometriose. So sind in der KG (9,7%) doppelt so viele Vegetarierinnen anzutreffen wie in der EG (5%). Auch verschiedene Lebensgewohnheiten wurden untersucht, wobei sich zeigte, dass z.B. in der EG deutlich häufiger Tampons benutzt werden (83,7%=EG, 69,3%=KG). Als Beispiel für genetische Faktoren ergab sich, dass in der Endometriose-Gruppe häufiger blonde oder rothaarige Frauen anzutreffen sind (61,5%=EG, 50%=KG).

Schlussfolgerung: Bei der Entstehung der Endometriose können die Lebensgewohnheiten neben der genetischen Disposition eine entscheidende Rolle spielen. Insbesondere das Fettsäurespektrum bezüglich tierischer Fette scheint von ganz besonderer Bedeutung zu sein, was z.B. durch den Einfluss auf die Prostaglandinsynthese durchaus erklärbar ist. In diese Richtung weisen die Ergebnisse unserer Untersuchungen, welche signifikante Unterschiede zwischen Endometriose-Patientinnen und nicht betroffenen Frauen zeigte. Daher wird von uns in der Nachbehandlung eine Ernährungsberatung angeboten, um eventuell die hohe Rezidivrate senken zu können. Diese Erkenntnisse sollten aber auch in der Prävention berücksichtigt werden, da die Ernährung im Gegensatz zur genetischen Prädisposition durchaus verändert werden kann.