Das Zervixkarzinom ist mit ca. 350000 Todesfällen weltweit nach dem Mammakarzinom
die zweithäufigste Ursache für Krebstod bei Frauen. Man geht heute von etwa 7000 Neuerkrankungen
pro Jahr in Deutschland aus. Die Inzidenz seiner Vorstufen, der zervikalen intraepithelialen
Neoplasien (CIN I-III) wird in Deutschland auf ca. 300.000 Frauen geschätzt. Die high-risk
HPV-Infektion als häufigste sexuell übertragbare Erkrankung ist Hauptinitiator bei
der Entstehung der Neoplasie sowie dessen Vorstufen. Im Gewebe dieser Karzinome konnte
in 99,7% der Fälle HPV-DNA nachgewiesen werden. Doch vor allem bei Frauen unter 30
Jahren können HPV-Infektionen aufgrund eines intakten Immunsystems transient sein,
so dass sie nach einer medianen Dauer von ca. acht Monaten nicht mehr nachweisbar
sind. Bei Schwächung der Immunabwehr aber, z.B. bei HIV, kann es zu einer Persistenz
des HPV mit der Ausbildung dysplastischer Veränderungen kommen. Durch die Technik
der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) ist es möglich, den Einfluss einer HPV
u./o. HIV-Infektion anhand chromosomaler Aberrationen im Kern dysplastischer Zellen
der Zervix uteri nachzuvollziehen u. prognostisch einzuschätzen.
Wir rekrutierten 48 Frauen zwischen 19 u. 44 Jahren, 35 HPV-positive (davon 17 HIV-positive)
u. 13 HPV-negative (davon 4 HIV-positive) Patientinnen mit jeweils unterschiedlichem
Dysplasiegrad (Pap II-IVa). Die Chromosomen 1,7 u. 17 der Zervixepithelzellen wurden
mit spezifischen Zentromerproben, die mit fluoreszierenden Markermolekülen gekoppelt
waren, hybridisiert u. anschließend auf Chromosomenaberrationen (Trisomien, Monosomien)
hin untersucht.
HPV leistet den entscheidenden Beitrag bei der Entstehung von Aberrationen im Zellkern.
HPV-Patientinnen jenseits des 30. Lebensjahres weisen Trisomien in größerer Anzahl
auf als jüngere Frauen (p=0,011). Dieselbe Tendenz zeigt sich auch bei der Untersuchung
HPV-Patientinnen mit entzündlich bzw. regenerativ od. metaplastisch veränderten Zellen
(Pap II). Sie lässt sich statistisch aber nicht absichern (p>0,05). Eine direkte Proportionalität
zwischen Ausprägungsgrad der Dysplasie u. Trisomiehäufigkeit lässt sich bei Monosomie
nicht nachweisen. HPV-Patientinnen mit einer Pap II-Klassifikation zeigten bei der
Koinfektion mit dem HIV mehr chromosomale Aberrationen als Frauen mit einer Einfachinfektion.
Die high-risk HPV-Infektion ist der entscheidende Faktor bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses,
wobei das HIV als Kofaktor durch Schwächung des Immunsystems dem HPV den Weg zur Persistenz
u. Progression zu ebnen scheint. Ein vermehrtes Auftreten chromosomaler Aberrationen
bei HPV-Patientinnen jenseits des 30. Lebensjahres läst ein HPV-Screening dieser Patientinnengruppe
in der Vorsorge sinnvoll erscheinen, da das Auftreten von Trisomien in den Chromosomen
1,7 u. 17 als Marker für dysplastische Veränderungen herangezogen werden kann. Ein
HPV-Test ist bei HIV-Infizierten sinnvoll, da die HIV-bedingte Immunabwehrschwäche
eine Persistenz der HP-Viren begünstigt.