Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 221
DOI: 10.1055/s-2004-829426

Zu früh, zu klein, was nun?

L Leingruber 1, A Kronabitter 1
  • 1Univ. Kinderklinik Graz (Graz, Österreich)

Fragestellung:

Zu früh, zu klein, was nun? Diese drei Fragen versucht dieser Vortrag genauer zu definieren. Für viele Eltern ist der Begriff Intensivstation an sich schon sehr bedrohlich. Anhand praktischer Beispiele soll aufgezeigt werden, wie an diese Probleme an der Neonatologie in Graz herangegangen wird.

Methodik:

Das Anliegen des Pflegepersonals ist es, den Eltern rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen, sie zu unterstützen und allfällige Fragen zu beantworten. Die Eltern sollen in den Stationsalltag eingebunden werden, um zu verstehen was mit ihrem Kind passiert.

Schon bei der Übernahme des Kindes im Außenspital oder Kreissaal, werden die Eltern über den Zustand ihres Neugeborenen vom Kinderarzt unterrichtet. Weiters wird ihnen mitgeteilt, wohin ihr Kind verlegt wird, wann sie ihr Kind besuchen dürfen und wie sie die Station erreichen können. Es wird den Eltern auch die Möglichkeit gegeben, ihr Kind vor der Verlegung noch einmal zu sehen und zu berühren. Diese erste Begegnung mit dem Pflegepersonal ist sehr wichtig, um das Vertrauen der Eltern zu erlangen.

Auf die Interaktion und Kommunikation zwischen den Eltern und dem Pflegepersonal wird sehr viel Wert gelegt. Ein paar Beispiele aus der Praxis: Den Eltern wird im Zuge eines Pflegedurchganges gezeigt „Was geschieht mit unserem Kind?“ und „Was können wir für unser Kind tun?“ weiters „Was kann das Pflegepersonal für unser Kind tun?“ Die Eltern können ihrem Kind eigene Musik mitbringen, ihm Geschichten vorlesen oder „Känguruhen“.

Sind diese Fragen geklärt, kann mit einer langsamen Pflegeintegration der Eltern begonnen werden. Wichtige Punkte in der Zusammenarbeit mit Eltern sind, sie nicht zu überfordern, bzw. ihnen Zeit zu geben sich auf die neue Situation einzustellen. Haben wir mit diesen ersten Handlungen das Vertrauen der Eltern gewonnen, ist eine Basis für eine oft wochen- oder monatelange Zusammenarbeit geschaffen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung:

Durch die Einbindung der Eltern in den Stationsalltag wird versucht, ihnen Angst und Schrecken vor den Begriffen Intensivstation, Frühgeburt zu nehmen. Dass das Pflegepersonal auf dem richtigen Weg ist, kann man an den Reaktionen der Eltern erkennen. Sie besuchen die Station auch nachdem ihr Kind entlassen wurde und schicken immer wieder Briefe um die Entwicklung ihres Kindes zu zeigen.