Fragestellung: Höhergradige Hirnblutungen und periventrikuläre Leukomalazie führen bei Frühgeborenen
zu neurologischer Langzeitmorbidität. Im Gegensatz dazu ist die Bedeutung anderer
sonographischer Auffälligkeiten wie periventrikulären Echogenitätserhöhungen/Flares
oder erweiterer Liquorräume/Hirnatrophie weniger klar. Ziel unserer Untersuchungen
war es, die Auswirkungen dieser Auffälligkeiten auf das neurologische Outcome Frühgeborener
im korrigierten Alter von 3 Jahren zu untersuchen.
Methodik: Im Jahr 1997 wurden prospektiv alle Frühgeborenen mit einem Gestationsalter <32 Wochen
oder einem Geburtsgewicht <1500g untersucht. Standardisierte kranielle Ultraschalluntersuchungen
erfolgten zu definierten Zeitpunkten zwischen dem 1. Lebenstag und Tag der Entlassung.
Die Ultraschallbilder wurden von unabhängigen Untersuchern hinsichtlich IVH, Parenchymblutungen,
PVL, periventrikulären Echogenitätserhöhungen/Flares und erweiterer Liquorräume/Hirnatrophie
(definiert als erweiterte äußere Liquorräume mit oder ohne Ventrikelerweiterung) bei
Geburt und bei Entlassung beurteilt. Im Alter von 3 Jahren wurden die Bailey Scales
of Infant Development II durchgeführt.
Ergebnisse: 87 Frühgeborene wurden eingeschlossen (Geb.-Gewicht 430–2500g (Median 1200g), Gestationsalter
24–34 SSW (Median 29 SSW)). 81 Frühgeborene überlebten (93%). Sonographisch wurde
bei 11 Kinder eine subependymale Blutung, bei 7 Kinder eine IVH II, bei 1 Kind eine
IVH III und bei 3 Kindern eine IVH III mit Parenchymblutung diagnostiziert. Alle Kindern
mit einer IVH III mit Parenchymblutung verstarben. Kein Kind zeigte eine zystische
PVL. 42 Kinder hatten periventrikuläre Echogenitätserhöhungen, bei 17 waren diese
nur innerhalb der ersten 14 Tage, bei 25 länger als 14 Tage nachweisbar. 32 Kinder
zeigten bei Entlassung Zeichen einer Hirnatrophie.
64 Kinder (79% der Überlebenden) konnten im Alter von 3 Jahren untersucht werden (Geb.Gewicht
430–2500g (Median 1185g), Gestationsalter 24–34 SSW (Median 29 SSW)). Kinder mit einer
IVH II hatten signifikant niedrigere MDI und PDI-Scores als Kinder ohne Hirnblutung.
Kinder, bei denen im Entlassungsultraschall eine Hirnatrophie bestand, hatten signifikant
niedrigere MDI (Atrophie 95,5/ohne Atrophie 95,5; p=0,048)-, PDI- (Atrophie 98,4/ohne
Atrophie 107,1; p=0,032) und Behavior Rating Scale (Atrophie 72,6/ohne Atrophie 88,3;
p=0,013) -Scores als Kinder ohne Zeichen der Hirnatrophie. Periventrikuläre Flares
und IVH I hatten keinen Einfluss.
Schlussfolgerung: Unsere Studie zeigt, dass eine beim Entlassungsultraschall bestehende Hirnatrophie
mit einer schlechteren psychomotorische Entwicklung Frühgeborener im Alter von 3 Jahren
assoziiert ist. Die Hirnatrophie könnte Ausdruck stattgehabter kleinster Läsionen
der weißen Substanz ohne zystische Umwandlung sein, die sich der Ultraschalldiagnostik
entziehen. Interessanterweise hatten in unserem Kollektiv periventrikuläre Flares
keinen Einfluss auf das neurologische Outcome.