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DOI: 10.1055/s-2004-829411
Sprachentwicklung bei sehr leichtgewichtig frühgeborenen Kindern (<1500g) im korrigierten Alter von drei Jahren
Fragestellung: Enorme Fortschritte in der neonatologischen Intensivmedizin haben zu einer wesentlichen Verbesserung der Überlebenschancen sehr unreif geborener Kinder geführt. Entscheidend ist, welchen Einfluss eine solch frühe Geburt auf die Entwicklung des Kindes hat. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Sprachentwicklung frühgeborener Kinder und besonders die Entwicklung der expressiven Sprache stark verzögert ist.
Ziel der vorliegenden Studie war, die Sprachentwicklung sehr leichtgewichtig frühgeborener (VLBW) im Vergleich zu reifgeborenen Kindern im korrigierten Alter von drei Jahren zu untersuchen.
Methodik: Insgesamt 95 Kinder, darunter 72 VLBW und 23 reifgeborene, alle geboren in der Frauenklinik der Universität zu Köln, wurden im Alter von 3 Jahren mit dem „Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder“ (SETK-2) und den „Reynell Developmental Language Scales III“ (RDLS III) untersucht. Beide Testverfahren bestehen aus mehreren Subskalen zum Sprachverständnis und zur Sprachproduktion.
Eine vollständige Sprachuntersuchung war bei allen reifgeborenen und bei 41 (52%) frühgeborenen Kindern möglich. Eine teilweise Untersuchung war bei 31 (39%) möglich, gar keine bei 7 (9%) Kindern möglich. Sechs der VLBW Kinder waren aufgrund von schwerwiegenden neurologischen Auffälligkeiten nicht testbar.
Hinsichtlich wichtiger soziodemographischer Daten sind Untersuchungs- und Kontrollgruppe vergleichbar. Geburtsgewicht und Gestationsalter frühgeborener und reifgeborener Kinder unterscheiden sich per definitionem.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass sehr leichtgewichtig frühgeborene im Vergleich zu reifgeborenen Kindern sowohl im Sprachverständnis als auch in der Sprachproduktion eine verzögerte Entwicklung aufweisen. Im Vergleich zur Normstichprobe fand sich bei 25% der Frühgeborenen eine signifikant verzögerte Entwicklung im Verstehen von Sprache. Die Produktion von Sprache war bei über 50% der VLBW Kinder deutlich verzögert.
Schlussfolgerung: Zusammenfassend kann man sagen, dass sehr leichtgewichtig frühgeborene Kinder ein gesteigertes Risiko für eine Sprachentwicklungsverzögerung mit Schwerpunkt in der expressiven Sprache besitzen. In der Folge kann man von einem Risikofaktor für spätere Entwicklungsauffälligkeiten dieser Kinder sprechen.
Unterstützt durch DFG und Köln Fortune