Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 200
DOI: 10.1055/s-2004-829405

Entwicklungsneurologie bei extremer Frühgeburtlichkeit: Eine retrospektive Analyse der Jahre 1996–2001

C Sommer 1, U Maurer 1, W Müller 1, B Urlesberger 1
  • 1Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung f. Neonatologie, Univ.- Klinik f. Kinder – und Jugendheilkunde, Graz, Österreich

Fragestellung: Das Ziel dieser retrospektiven Studie war die Erfassung des neurologischen und entwicklungsneurologischen Status zum Zeitpunkt von 24 Lebensmonaten (korrigiert).

Methodik:

Inkludiert wurden alle lebendgeborenen Frühgeborenen mit einem GA ≤ 26 abgeschlossenen Wochen post menstruationem. Diese wurden einer entwicklungsneurologischen Kontrolle im korrigierten Alter von 4, 8, 12, 18 und 24 Monaten unterzogen. Zum Zeitpunkt von 24 Monaten wurden jene mit Cerebralparese anhand des „Gross Motor Function Classification Systems“ (GMFCS) in 5 Stufen unterteilt, die übrigen, welche eine unauffällige Neurologie bzw. eine anhaltende Dystonie zeigten, wurden hinsichtlich der Gesamtentwicklung mithilfe des Griffith- Tests beurteilt. Die Untersuchungsergebnisse wurden in drei Kategorien eingeteilt: EQ 89–111 entsprechend einer altergemäßen Leistung bzw. altersgemäßen Entwicklung, EQ 89–78 (≤1. SD) entsprechend einer unterdurchschnittlichen Leistung bzw. eines leichten Entwicklungsrückstands, EQ <78 (≤2. SD) entsprechend einer stark unterdurchschnittlichen Leistung bzw. eines schweren Entwicklungsrückstandes.

Ergebnisse:

In den Jahren 1996–2001 wurden 110 lebendgeborene Frühgeborene mit einem GA ≤ 26 SSW an unserer Abteilung betreut. Die Mortalität betrug 52%. Von den 53 Überlebenden unterzogen sich 48 (91%) in regelmäßigen Abständen einer Entwicklungskontrolle: 23 SSW (n=1, GG 808g); 24 SSW: (n=13, GG 750g (580–860g) (median, range)); 25 SSW (n=17, GG 772g (570–1060g)); 26 SSW (n=17, GG 820g (610–1092g)). Neurologie: Im Alter von 12 Monaten zeigten 8 Kinder eine Dystonie, 2 Kinder eine Asymmetrie, 1 Kind eine Hypotonie und 2 Kinder eine leichte spastische Diplegie. Im Alter von 24 Monate präsentierten sich aus dieser Gruppe 3 Kinder (6,25%) mit Cerebralparese (GMFCS Stufe 1, 2, 5) und 2 mit Dystonie. Entwicklungsneurologie: Im Alter von 24 Monaten zeigten 20 Kinder (44%) eine altersgemäße Gesamtentwicklung, 12 Kinder (27%) einen leichten Entwicklungsrückstand (≤1. SD), 13 Kinder (29%) einen schwerem Entwicklungsrückstand (≤2. SD). In Bezugnahme auf das Gestationsalter ergaben sich folgende Zahlen: 23 SSW: 1/1 schwerer Entwicklungsrückstand. 24 SSW: 4/12 altersgemäße Entw., 4/12 leichter und 4/12 schwerer Entwicklungsrückstand. 25 SSW: 7/15 altersgemäße Entw., 6/15 leichter und 2/15 schwerer Entwicklungsrückstand. 26 SSW: 9/17 altersgemäße Entw., 2/17 leichter und 6/17 schwerer Entwicklungsrückstand.

Schlussfolgerung:

Der Anteil jener Kinder mit altersgemäßer Entwicklung steigt mit dem Gestationsalter. Der Anteil an Patienten mit Cerebralparese war niedrig (6,25%) und unterschied sich nicht von großen Kollektiven mit dem Auswahlkriterium GG ≤ 1500g. Eine neurologische Beurteilung scheint erst zum Zeitpunkt 24 Monate aussagekräftig.